Im Freilichtmuseum Hessenpark wurde feierlich die überarbeitete Dauerausstellung „Vertriebene in Hessen. Ankunft und Integration nach 1945.“ eröffnet. Bei der gut besuchten Veranstaltung war auch der Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister, anwesend und zeigte sich sichtlich beeindruckt von der neuen Ausstellung.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft sowie Vertreter der Vertriebenenverbände fanden sich bei der Eröffnung im Hessenpark ein. Auch viele interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, um einen ersten Einblick in die überarbeitete Präsentation zu gewinnen. Die große Resonanz bei der Veranstaltung unterstreicht die bleibende Relevanz und emotionale Bedeutung des Themas.
In seinem Grußwort würdigte Landesbeauftragter Hofmeister den Mut, die Ausdauer und die enorme Aufbauleistung der Heimatvertriebenen, die nach 1945 in Hessen eine neue Heimat fanden. „Diese Ausstellung ist ein lebendiges Denkmal für das, was unzählige Menschen in schwerster Zeit geleistet haben. Sie kamen nach Hessen mit kaum mehr als dem, was sie am Leib trugen – und haben unter größten persönlichen Entbehrungen nicht nur ihre eigenen Leben neu aufgebaut, sondern auch unser Land entscheidend mitgeprägt“, so Hofmeister.
Bis Herbst 1950 kamen über 730.000 Heimatvertriebene nach Hessen. Die Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll die vielen Herausforderungen, denen sich die Heimatvertriebenen stellen mussten: Flucht und Vertreibung, Ankunft in einer oft nicht freundlich gesinnten Umgebung, beengte Lebensverhältnisse, religiöse oder kulturelle Hürden – und dennoch den festen Willen, hier Fuß zu fassen und zum Aufbau einer freien, demokratischen Gesellschaft in unserem Land beizutragen. Zum wirtschaftlichen Wiederaufbau und Wohlstand Hessens trugen die Vertriebenen entscheidend mit den sogenannten Neubürger-Industrien bei.
Als weiteres Zeugnis dieser mitgebrachten Kultur und Handwerkskunst wurde die Eröffnung musikalisch mit einem Fagott der ehemals sudetendeutschen Firma Püchner begleitet, welche sich im hessischen Nauheim ansiedelte. Außerdem gab es eine kleine Stärkung in Form einer traditionellen böhmischen Mohntorte. Ihr Rezept wurde einst von Heimatvertriebenen mitgebracht – und damit im wahrsten Sinne des Wortes gerettet.
"Ort der Erinnerung und Aufklärung"
„Die neu konzipierte Ausstellung ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch der Aufklärung“, betonte Hofmeister. „Sie zeigt nicht nur Leid und Verlust, sondern vor allem die ungeheure Kraft, mit der Menschen ihr Schicksal angenommen und gestaltet haben. Mit Blick auf die Bedeutung historischer Bildung für kommende Generationen unterstrich Hofmeister: „Zukunft braucht Herkunft.“ Die Geschichten der Heimatvertriebenen seien nicht nur Teil der Vergangenheit, sondern auch ein wertvoller Spiegel für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen.
In seinem Grußwort dankte der Landesbeauftragte allen, die an der Neukonzipierung der Ausstellung mitgewirkt haben. Sein besonderer Dank galt dem Team des Hessenparks, der Stiftung „Vertriebene in Hessen“, den beteiligten Historikerinnen und Historikern, den Gestalterinnen und Gestaltern sowie den zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, deren Beiträge die Ausstellung mit Leben füllen. „Ohne ihr Wissen, ihre Geschichten und ihre Offenheit wäre diese Ausstellung in ihrer Tiefe und Authentizität nicht möglich gewesen“, so Hofmeister. Zudem wurde die Neukonzipierung der Ausstellung mit über 96.000 Euro durch das Hessische Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz gefördert.
Die Ausstellung ist im Haus aus Sterzhausen untergebracht und wurde umfassend neugestaltet. Neben informativen Texttafeln, Fotos, und Zeitzeugenberichten kommen auch moderne Medien (in historischer Aufmachung) zum Einsatz, die insbesondere jüngere Menschen ansprechen sollen. Hörstationen, Archivfilme sowie zahlreiche persönliche Gegenstände – für ganzen Wohn- und Schlafräume –, die Familien für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben, laden Besucherinnen und Besucher ein und verleihen der Präsentation eine besondere Authentizität und emotionale Tiefe.
„Diese Ausstellung ist ein Ort des Lernens, Gedenkens und Verstehens“, so Hofmeister weiter. „Sie führt uns vor Augen, dass der Beitrag der Heimatvertriebenen für unser Land von unschätzbarem Wert war – ein Beitrag, der oft unterschätzt oder gar vergessen wurde. Ich wünsche mir, dass besonders junge Menschen und Schulklassen diesen Ort besuchen – und sich von den Erfahrungen der Vertriebenen berühren und zum Nachdenken anregen lassen.“
Trotz der vielen Herausforderungen, die mit der Neukonzipierung verbunden waren, ist eine beeindruckende und bewegende Ausstellung entstanden. Mit ihr leistet das Freilichtmuseum Hessenpark einen wichtigen Beitrag zur historischen Bildungsarbeit und zum gesellschaftlichen Dialog über Flucht, Integration und Identität. Der Landesbeauftragte kündigte an, sich weiterhin für eine breite Sichtbarkeit dieser Themen in der Öffentlichkeit einzusetzen.
Die Ausstellung ist ab sofort im regulären Museumsbetrieb zugänglich. Weitere Informationen, auch zu Führungen und Angeboten, sind auf der Website des Hessenparks zu finden.