Zu einem feierlichen Festakt lud BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius in das Neue Stuttgarter Schloss ein. Hessens Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister MdL, nahm als Vertreter der Hessischen Landesregierung daran teil.
75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen
Im Fokus des Festaktes stand das 75. Jubiläum der Unterzeichnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen, denn an diesem symbolträchtigen Ort in Stuttgart wurde am 5. August 1950 die Charta von 30 Vertretern der deutschen Heimatvertriebenen unterzeichnet. Die Unterzeichner setzten damit ein eindrucksvolles Zeichen für Frieden, Freiheit und Völkerverständigung. Am Tag darauf wurde die Charta vor dem Stuttgarter Schloss und im ganzen Bundesgebiet verkündet und damit zugleich zum ersten Mal der „Tag der Heimat“ eingeleitet.
Im Hinblick auf das diesjährige Leitwort zum Tag der Heimat „80 Jahre: Erinnern – Bewahren – Gestalten“ äußerte sich Andreas Hofmeister wie folgt: „80 Jahre ist es her, dass der von Deutschland ausgegangene Zweite Weltkrieg endete. Der 8. Mai 1945 markiert das Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, das Ende beispielloser deutscher Verbrechen und des Zivilisationsbruches der Shoah. Gleichzeitig begann im Herbst 1944 und insbesondere mit Kriegsende die Vertreibung von etwa 15 Millionen Deutschen aus ihren Heimatgebieten in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa. Daran wollen wir gerade an einem Tag wie heute erinnern und uns der großartigen Geschichte und Kultur der deutschen Heimatvertriebenen vergewissern. Diese Kultur zu pflegen und zu bewahren, ist unsere Aufgabe. Ebenso wichtig ist es, weiterhin über dieses Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte zu sprechen und nachzudenken, um daraus zu lernen und uns im Geiste der Charta der deutschen Heimatvertriebenen für ein geeintes und friedliches Europa einzusetzen und eine friedliche Zukunft zu gestalten.“
Im Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung legten die höchsten Staatsämter, die Bundesländer, Ministerien und Mitgliedsorganisationen des Bundes der Vertriebenen sowie die Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM) Kränze am Vertriebenen-Denkmal im Kurpark Bad Cannstatt nieder. Für die Hessische Landesregierung übernahm dies der Landesbeauftragte Andreas Hofmeister.
Charta bleibt Leitbild für die Zukunft
Den inhaltlichen Rahmen des Festaktes bildete jedoch das würdige Gedenken an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen, welche auch vom damaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert im Jahr 2010 als ein „Gründungsdokument der Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet wurde. So führte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius durch das hochkarätige Programm, bei dem Bundeskanzler Friedrich Merz die Festrede hielt. Grußworte sprachen Minister Peter Hauk für die Landesregierung Baden-Württemberg sowie Bernard Gaida, Sprecher der AGDM. Darauf folgte ein wissenschaftlicher Impuls unter dem Titel „Die Charta: Viel zitiert, wenig erforscht“ von Dr. habil. Mathias Beer von der Universität Tübingen. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Malinconia-Ensemble Stuttgart.
Andreas Hofmeister resümierte am Ende der feierlichen Veranstaltung: „Wir feiern nicht nur ein historisches Dokument, sondern ein Vermächtnis. Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen ist Ausdruck eines bemerkenswerten zivilgesellschaftlichen Beitrags zum Wiederaufbau Deutschlands und sie ruft uns bis heute dazu auf, für Verständigung statt Vergeltung einzutreten. Das ist aktueller denn je – in einer Zeit, in der Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Dabei tragen wir alle Verantwortung, dieses kulturelle Erbe der deutschen Heimatvertriebenen als Schatz zu begreifen und zu bewahren. Auch spielt es eine wesentliche Rolle im Dialog mit unseren östlichen Nachbarn und ist eine Brücke, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet. Deshalb freue ich mich sehr, dass der Tag der Heimat 2025 in diesem besonderen Jubiläumsjahr hier in Stuttgart stattgefunden hat – an dem Ort, an dem vor 75 Jahren dieses weitblickende und friedenstiftende Zeichen gesetzt wurde. Es wird ein zeitloses Leitbild auch für die Zukunft bleiben“, so Hofmeister.