„Hessen gehört mit rund 6.000 Straftaten auf 100.000 Einwohnern zu den sichersten Ländern in Deutschland. Felsberg ist noch mal eine ganze Ecke sicherer, hier entfallen – für den Vergleich hochgerechnet – rund 3.000 Straftaten auf 100.000 Menschen. Das liegt auch dran, dass die Kommune in der Prävention bereits vielfältig engagiert ist. So ist die Stadt 2023 unserer Sicherheitsinitiative KOMPASS beigetreten, um Hand in Hand mit der Polizei und auf Grundlage von Bürgerbefragungen Maßnahmen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls anzustoßen. Dies mündete zum Beispiel bereits in eine Sicherheits- und Ordnungspartnerschaft zwischen der Deutschen Bahn, der Bundespolizei und der Stadt hinsichtlich des Bahnhofs Gensungen, der als Ort identifiziert wurde, an dem sich Menschen weniger sicher fühlen.
Gewaltgeneigte Situationen frühzeitig erkennen
Als weiteren Baustein hat die Stadt im Frühjahr beschlossen, unser ,Gewalt-Sehen-Helfen-Programm‘ umzusetzen. Damit werden für Bürgern aus Felsberg künftig Seminare angeboten, in denen vermittelt wird, wie man gewaltgeneigte Situationen frühzeitig erkennen und sich entsprechend verhalten kann. Wer weiß was man tun kann, wie man praktisch am sinnvollsten helfen kann, der schaut zum Beispiel bei Auseinandersetzungen weniger wahrscheinlich weg, holt Hilfe oder schreitet selbst ein.
Wenn die Bürger Felsbergs Dank der Sensibilisierung und dem Aufzeigen von Handlungsoptionen künftig noch mehr aufeinander aufpassen und füreinander Verantwortung übernehmen – Zivilcourage bürgerschaftliche leben – profitiert davon die Gemeinschaft als Ganzes, wird das Sicherheitsgefühl in Felsberg gestärkt.
Den Entschluss der Stadt um Bürgermeister Dr. Björn Faupel, ,Gewalt-Sehen-Helfen‘ in Felsberg einzuführen, begrüße ich deshalb sehr. Das Programm wird das Sicherheitsgefühl in Felsberg durch eine noch aktiver gelebte Zivilcourage künftig weiter stärken.“
Stärkung der Zivilcourage
Mit dem Programm „Gewalt-Sehen-Helfen“ möchte die Hessische Landesregierung seit dem Jahr 2005 die Zivilcourage fördern. Das Programm steht Städten, Gemeinden und Landkreisen offen. „Gewalt-Sehen-Helfen“, das ursprünglich im Jahr 1997 von der Stadt Frankfurt am Main entwickelt wurde, verfolgt einen konsequent gewaltfreien, deeskalierenden, opferzentrierten und gemeinwesenorientierten Ansatz. Es fördert die Helferkompetenz und stellt ein Stück Lebenskompetenz für den Alltag dar. Das Seminarangebot wird durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gedeckt, die durch Landestrainerinnen und Landestrainer ausgebildet werden. In den Kommunen bzw. Landkreisen bieten die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren rund viertstündige Seminare für interessierte Bürgerinnen und Bürger, z. B. in Vereinen oder an Volkshochschulen, an.
Das Landes-Gewaltpräventionsinitiative „Netzwerk gegen Gewalt“ organisiert und finanziert die Aus- und Fortbildungsveranstaltungen der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Die Organisation und Durchführung von Seminaren durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren obliegt den Kommunen. Eine Teilnahme an dem Programm ist für die Kommune kostenlos. Heute bieten bereits über 30 hessische Städte und Landkreise das Zivilcourage-Programm ihren Bürgerinnen und Bürgern an und haben eigene Multiplikatoren zur Schulung ihrer Bürgerinnen und Bürger ausgebildet. Die Polizei beteiligt sich an diesen Schulungen und stellt darüber hinaus auch ein Startpaket mit Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit bereit. Außerdem erhält jede Kommune 250 Euro für Webemittel. Felsberg ist die 31. Kommune, die das Gewalt-Sehen-Helfen-Programm umsetzt.
Sicherheitsgefühl in Hessen im Fokus: Die KOMPASS-Sicherheitsinitiative
Mit dem 2017 initiierten KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel (KOMPASS) hat das Hessische Innenministerium ein Angebot für Städte und Gemeinden oder auch Stadtteile eingerichtet, mit dem diese in Zusammenarbeit mit den relevanten gesellschaftlichen Akteuren und der hessischen Polizei ihre Sicherheitsarchitektur gezielt weiterentwickeln können, um vor allem die gefühlte Sicherheitslage zu verbessern. Auf Grundlage einer Bestandsaufnahme bestehender Präventionsangebote und der Sicherheitslage sowie einer Bürgerbefragung sollen konkrete Lösungsvorschläge für die Sicherheitsbedarfe vor Ort erarbeitet werden. Im Rahmen des bundesweit einmaligen Programms, über das gegenwärtig 167 hessische Kommunen im Austausch mit ihren Bürgerinnen und Bürgern stehen, wurden hessenweit zahlreiche Sicherheitsanalysen und Bürgerbefragungen zur Erkennung von Problemfeldern in Kommunen und der Entwicklung entsprechender Lösungsansätze durchgeführt.