Eine Gruppe Personen steht vor einem Gebäude zum Gruppenfoto aufgestellt, zwei Personen im Vordergrund halten Förderbescheide in Händen.

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Förderbescheide an Landsmannschaft der Oberschlesier übergeben

Innenminister Roman Poseck hat heute Maria Hora, Vorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe Kassel e.V., zwei Förderbescheide in Höhe von insgesamt 9.400 Euro übergeben. Die Mittel fließen in eine kulturelle Studienreise nach Oberschlesien und Niederschlesien sowie in die traditionelle Barbarafeier, die an die Heilige Barbara – Schutzpatronin der Bergleute erinnert.

Anlässlich der Übergabe führte Innenminister Roman Poseck aus: „Die Kreisgruppe Kassel ist seit 75 Jahren ein fester Bestandteil der hessischen Kulturlandschaft. Sie verbindet historische Verantwortung mit gelebter Erinnerungskultur und engagiert sich in vorbildlicher Weise für den Erhalt oberschlesischer Traditionen. Ihr Engagement ist nicht nur eine Rückschau auf die Geschichte, sondern ein aktiver Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zum gesellschaftlichen Dialog. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und populistische Kräfte versuchen, Gesellschaften zu spalten, leistet die Kreisgruppe Kassel mit ihrer Arbeit einen unverzichtbaren Beitrag zum Zusammenhalt. Sie schafft es auf vorbildliche Weise, Geschichte erfahrbar zu machen und Brücken zu bauen – zwischen Generationen, Regionen und Nationen.“

Der Minister unterstrich auch die Bedeutung von Heimat als Grundlage für Identität und Stabilität: „Mit der Förderung der Barbarafeier und der kulturellen Studienreise bekräftigt das Land Hessen sein dauerhaftes Engagement für die Pflege des kulturellen Erbes der Vertriebenen aus Oberschlesien. Diese Unterstützung ist Ausdruck unserer Verantwortung, Geschichte und Identität der deutschen Heimatvertriebenen lebendig zu halten und gleichzeitig zugleich ein Beitrag zur Stärkung der deutsch-polnischen Verständigung zu leisten.“

Die Kreisgruppe Kassel pflegt enge Kontakte zur deutschen Minderheit in Oberschlesien, insbesondere in Zabrze (Hindenburg) und Opole (Oppeln).

Andreas Hofmeister, Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, sagte anlässlich der Bescheidübergabe in Baunatal, bei der er ebenfalls zugegen war:

„Für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Kulturpflege möchte ich der Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe Kassel e.V. und ihrer Vorsitzenden Maria Hora ganz herzlich danken. Seit Jahrzehnten gestalten sie unser Land mit und bereichern es mit ihrer Kultur – man denke nur an die traditionelle Barbara-Feier in Bezug auf die seit dem 12. Jahrhundert bestehende oberschlesische Bergbautradition; auch hat man sich u.a. zum Ziel gesetzt, die Mundart als Identitätsmerkmal Oberschlesiens zu erhalten. Die Oberschlesier sind zudem echte Brückenbauer zwischen ihrer alten Heimat und Hessen. Vereins- und Städtepartnerschaften zeugen ebenso davon, wie deren Unterstützung des Beitritts Polens zur Europäischen Union. Des Weiteren ist es ihnen ein großes Anliegen, die deutsche Minderheit in Oberschlesien zu stärken. Als Landesbeauftragter freue ich mich darauf, die Oberschlesier weiterhin in diesem wichtigen Vorhaben zu unterstützen und zu begleiten.“

Die Landsmannschaft der Oberschlesier: Bewahrung von Identität und Brücke der Verständigung

Die 1949 gegründete Landsmannschaft der Oberschlesier ist eine Solidargemeinschaft deutscher Heimatvertriebener aus Oberschlesien, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland – insbesondere auch in Hessen – eine neue Heimat fanden. Vorrangiges Ziel war zunächst die Integration der Vertriebenen, etwa durch Wohnraumbeschaffung, Familienzusammenführung und soziale Eingliederung. Von Beginn an verstand sich die Landsmannschaft aber auch als Hüterin des kulturellen Erbes und der jahrhundertealten Traditionen Oberschlesiens.

Ein zentrales Anliegen ist die Pflege und Weitergabe der oberschlesischen Identität sowie die Förderung der Verständigung zwischen Deutschen und Polen. Seit den 1990er-Jahren engagiert sich der Bundesverband verstärkt im deutsch-polnischen Dialog, unterstützte den EU-Beitritt Polens und setzt sich aktiv für den Erhalt der Sprache und Kultur der deutschen Minderheit in Oberschlesien ein.

Die Kreisgruppe Kassel, gegründet 1950, zählt zu den aktivsten Gliederungen in Hessen. Mit vielfältigen Veranstaltungen, Studienreisen, Partnerschaften mit der deutschen Minderheit in Zabrze und Opole sowie einer eigenen Trachtengruppe leistet sie einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt im Land. Die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Hessentag oder Formaten des Bundes der Vertriebenen unterstreicht ihre Verankerung in der regionalen Erinnerungskultur.

Kulturelle Förderung durch das Land Hessen

Das Land Hessen unterstützt die Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe Kassel, seit vielen Jahren dabei, ihre kontinuierliche Verbandsarbeit sowie ihre kulturellen und gesellschaftlichen Aufgaben wahrzunehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Pflege des kulturellen Erbes, die lebendige Erinnerungskultur und der Austausch mit der deutschen Minderheit in Oberschlesien – im Sinne einer aktiven deutsch-polnischen Verständigung.

Die Kreisgruppe erhält projektbezogene Mittel aus der kulturellen Förderung der Heimatvertriebenen nach § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG). Diese Fördermittel ermöglichen unter anderem Studienreisen in die Herkunftsgebiete, traditionelle Gedenkveranstaltungen wie die Barbarafeier sowie Formate zur Stärkung des Dialogs zwischen den Generationen. Zwischen 2020 und 2025 wurden bzw. werden Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 44.000 Euro bereitgestellt. Gefördert wurden etwa Reisen nach Oberschlesien, Gemeinschaftsveranstaltungen mit Partnergruppen, die Anschaffung von Trachten und Arbeitsmitteln sowie der generationenübergreifende Austausch.