Innenminister Roman Poseck auf der 50-jährigen Jubiläumsfeier der Hessischen Spezialeinheiten

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Hessische Spezialeinheiten feiern 50-jähriges Jubiläum

In diesem Jahr feiern die Spezialeinheiten der hessischen Polizei ihr 50-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums fanden sich heute neben Führungskräften der hessischen Polizei unter anderem Vertreter aus Politik, Landespolizeien anderer Bundesländer, der Bundespolizei und Bundeswehr sowie des Zolls im Schloss Biebrich in Wiesbaden ein, um gemeinsam die Entwicklung und Verdienste der Spezialeinheiten in Hessen zu würdigen. Das Landespolizeiorchester Hessen begleitete die Veranstaltung musikalisch. 

Innenminister Roman Poseck betonte in seiner Rede: „Die Polizistinnen und Polizisten der Spezialeinheiten sorgen seit 50 Jahren für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Unter oftmals extremen Bedingungen leisten die Frauen und Männer Herausragendes. Die Spezialeinheiten sind rund um die Uhr einsatzbereit, um bei Anschlägen, Geiselnahmen oder Festnahmen an vorderster Front Schlimmeres zu verhindern. Die Professionalität, der immense persönliche Einsatz, das hohe Pflichtbewusstsein und die außergewöhnliche Fitness nötigen mir großen Respekt ab. Ich selbst erlebe dieses außergewöhnliche Engagement fast täglich, wenn ich von den Beamtinnen und Beamten des MEK-Personenschutz umsichtig und kompetent begleitet und geschützt werde. Ich danke auch ganz herzlich für diesen Einsatz für meine persönliche Sicherheit, der beispielhaft für das aufopferungsvolle Handeln unserer Spezialeinheiten steht.“

Knapp 3.300 Einsätze

Der Minister führte weiter aus, dass die Spezialeinheiten in diesem Jahr bereits knapp 3.300 Einsätze absolvierten, darunter über 1.300 Einsätze des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) und über 1.500 Einsätze des MEK-Personenschutzes. „Die anhaltend hohen Zahlen der Einsätze zeigen, welche Bedeutung die Spezialeinheiten für die öffentliche Sicherheit in Hessen darstellen. Der hessische Personenschutz unterstützte unter anderem im Februar die Bayerische Polizei während der Münchener Sicherheitskonferenz. Darüber hinaus waren die Spezialeinheiten im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft breit vertreten und haben für eine sichere und friedliche EM gesorgt.

Die Gründung der Spezialeinheiten vor 50 Jahren war ein Meilenstein in Hessens Sicherheitsarchitektur. Für den unermüdlichen Einsatz im Dienste unserer Sicherheit und unseres Rechtsstaates danke ich ihnen sehr herzlich und hoffe, dass sie stets wohlbehalten und gesund von ihren Einsätzen zurückkehren“, sagte der Minister abschließend. 

Herausragendes Engagement der Bediensteten

HPE-Präsident Malte Neutzler stellte in der Rede den hohen Anspruch auf Weiterentwicklung heraus, der sich durch die gesamte Geschichte der Spezialeinheiten ziehe. Er würdigte das herausragende Engagement der Bediensteten in den Einheiten, das dafür Sorge, dass dieser Anspruch auch erfüllt und weitergetragen werde. Dies ermögliche es den Einheiten, sich immer weiter zu professionalisieren, um das Beste für die polizeiliche Lagebewältigung und damit die Sicherheit in unserem Land zu leisten.

„Die Entscheidung für den Dienst in einer der Spezialeinheiten verdient Respekt und Rückhalt für jede einzelne Kollegin und jeden Kollegen. Mit ihr verbunden sind mitunter Entbehrungen im Privaten, enorme Verantwortung sowie die Bereitschaft, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten permanent auf den Prüfstand zu stellen und weiterzuentwickeln. 
Der professionelle Umgang mit Gefahren- und Extremsituationen erfordert beste Vorbereitung, höchste Konzentration und Teamwork. Dies, liebe Angehörige der Spezialeinheiten, leisten Sie Tag für Tag zum Wohle unserer Gemeinschaft und Sicherheit im Land“, so HPE-Präsident Malte Neutzler.

Auch HLKA-Präsident Andreas Röhrig würdigte den besonderen Einsatz der Beamtinnen und Beamten: „Seit nunmehr fünf Jahrzehnten sind Polizis­tinnen und Polizisten in Hessen bereit, ihren Dienst in einer Spezialeinheit zu verrichten und sich damit in besonderer Weise dem Schutz unserer Gesellschaft zu widmen. Ihre Einsätze bei Bedrohungslagen, Entführungen, Geiselnahmen, der Bekämpfung des Terroris­mus und der Organisierten Kriminalität sind physisch und mental oft sehr herausfordernd. Sie alle tragen eine hohe Verantwortung.“

Geschichte der Spezialeinheiten in Hessen

Anfang der 1970er Jahre kam es bundesweit zu einer Zunahme öffentlich wirksamer Geiselnahmen mit tödlichem Einsatzverlauf. Hierzu zählten unter anderem 1971 die Geiselnahme in einer Filiale der Deutschen Bank in München, sowie 1972 die Geiselnahme bei den Olympischen Sommerspielen in München, in deren Verlauf alle elf Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen während des Befreiungsversuchs der Polizei ums Leben kamen.

Die hessische Polizei reagierte auf diese Ereignisse mit einem Strategiewechsel und den ersten Umorganisationen.

Auf Erlass des Innenministeriums entstanden noch im selben Jahr „Sondergruppen mit Präzisionsschützen“ an den Standorten Darmstadt, Frankfurt, Kassel und Wiesbaden. Dies war erst der Anfang der Entwicklung. Schnell wurde erkannt, dass eine breiter gefächerte Ausbildung der Beamten in den Sondergruppen vonnöten ist, um den Herausforderungen der verschiedenen Einsatzlagen zu begegnen.

Stetige Weiterentwicklung der Spezialeinheiten

Auch die Ständige Konferenz der Innenminister befasste sich mit der Thematik und beschloss 1974 die Aufstellung von Spezialeinheiten, woraufhin in Hessen sodann Mobile Einsatzkommandos (MEK), Spezialeinsatzkommandos (SEK) und Präzisionsschützenkommandos (PSK) gebildet wurden - die Geburtsstunde der hessischen Spezialeinheiten.

Mit wechselnden und hinzugekommenen Herausforderungen entwickelten sich auch die Spezialeinheiten stetig weiter – technisch, taktisch sowie hinsichtlich ihrer Organisation.

Hinzu kamen Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre die Verhandlungsgruppen sowie der Personenschutz, der 2004 schließlich ebenfalls den Status einer Spezialeinheit erhielt.

Die organisatorische Zugehörigkeit der Spezialeinheiten wechselte über die Jahrzehnte immer wieder, auch bedingt durch Organisationsreformen. Bis Oktober 2023 waren die verschiedenen Spezialeinheiten organisatorisch dem Polizeipräsidium Frankfurt am Main, dem Polizeipräsidium Nordhessen, dem Hessischen Landeskriminalamt sowie dem Landespolizeipräsidium angehörig.

Direktion Spezialeinheiten Hessen

Mit der Gründung des Hessischen Polizeipräsidiums Einsatz (HPE) im November 2023 entstand in der neuen Behörde eine eigene „Direktion Spezialeinheiten Hessen“, in der die Sparten SEK, MEK, MEK-Personenschutz und Verhandlungsgruppe zusammengeführt wurden. Damit sind die hessischen Spezialeinheiten seit dem vergangenen Jahr unter einem gemeinsamen Dach vereint, wobei das MEK Operativtechnik im Hessischen Landeskriminalamt eine strategisch begründete Ausnahme darstellt. Auch die Aus- und Fortbildung der Spezialeinheiten ist seitdem im HPE verortet.

In diesem Jahr erfuhr die Direktion Spezialeinheiten Hessen jüngst Zuwachs. Es kam zum Juni 2024 mit dem MEK-Personenschutz Nord eine weitere Einheit hinzu, die den Personenschutz auch hessenweit weiter stärkt.