Drei Personen stehen zusammen bei einer Preisverleihung.

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Landesfeuerwehrschule erhält Innovationspreis für E-Learning-Projekt

Die Hessische Landesfeuerwehrschule (HLFS) wurde auf der LEARNTEC, der größten Fachmesse für technologiegestützte innovative Lernformate, mit dem Innovationspreis „delina“ für ihr Projekt: „E-Learning mit KI-Lernassistent: Fachthemen spielerisch und nachhaltig lernen“ ausgezeichnet.

Der Preis würdigt zukunftsweisende Bildungsprojekte und -lösungen, die effektives Lernen vom Kindergarten bis zur beruflichen Weiterbildung fördern. Die HLFS beeindruckte die Fachjury mit ihrer digitalen Anwendung zum Training von realitätsnahen Einsatzszenarien bis hin zu Worst Case Fällen und erhielt den ersten Platz in der Kategorie „Aus- und Weiterbildung“.

Moderne Ausbildungsangebote ermöglich mehr Flexibilität

Heimatschutzminister Roman Poseck zeigte sich erfreut über die Auszeichnung: „Die Hessische Landesfeuerwehrschule geht neue und innovative Wege in der Ausbildung für Brandschützerinnen und Brandschützer. Das gelingt ihr mit dem digitalen E-Learning Projekt mit KI-Lernassistent im wahrste Sinne des Wortes ausgezeichnet. Die für das Berufsfeld Feuerwehr erste Anwendung ihrer Art erlaubt den Feuerwehrleuten, Einsatzszenarien bis hin zum Worst Case realitätsnah zu trainieren. Sie ist wahlweise als VR- und Desktop-Anwendung nutzbar und macht Einsatzkräfte im Ernstfall handlungssicherer. Ich bin stolz, dass wir in Hessen so kreative Köpfe haben, die mit Engagement und Innovationsgeist die Aus- und Weiterbildung im Brandschutz weiterentwickeln. 

Durch die modernen Ausbildungsangebote ermöglich wir den Feuerwehrangehörigen deutlich mehr Flexibilität und gleichzeitig eine bessere Vereinbarkeit von Ehrenamt, Beruf und Familie. Die HLFS ist mit der ausgezeichneten Anwendung zur Simulation von Einsatzsituationen aktuell Vorreiter unter den deutschen Feuerwehrschulen, es gibt derzeit keine vergleichbaren Projekte. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten der Hessischen Landesfeuerwehrschule für diese herausragende Anerkennung.“

Die HLFS erhält den Innovationspreis für ein Spiel: In einer virtuellen Welt (VR- und Desktop - Anwendung) lernen die Anwenderinnen und Anwender Kompetenzen für reale Einsatzsituationen. Das Spiel kann von einer Einzelperson ebenso genutzt werden wie in der Gruppe und beinhaltet ein strukturiertes Feedback des bearbeiteten Einsatzszenarios, durch das Lernende eine erheblich gesteigerte Handlungssicherheit erhalten.

Um Führungskräfte bestmöglich auf ihre Einsatztätigkeit, d. h. Handlungssicherheit unter Extrembedingungen, vorzubereiten, ist es in der Ausbildung erforderlich, sie auf eine Vielzahl von möglichen Einsatzszenarien vorzubereiten. Hierbei kann es sich um Brandereignisse in unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen (z. B. Hochhaus oder Tiefgarage), Technische Hilfeleistungen (z. B. Verkehrsunfälle) oder die Freisetzung von gefährlichen Stoffen (z. B. verunfallter Gefahrstofftransporter) handeln. Bislang erfolgte die Ausbildung an sogenannten „Planspielplatten“ oder nach dem Motto „Stellen Sie sich mal vor, dass das jetzt so aussieht“. Im Rahmen des Projektes wurde eine virtuelle Welt (Serious Game) geschaffen, in welcher die unterschiedlichsten Einsatzszenarien abgebildet werden können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können dort aus Sicht der Führungskraft das Einsatzszenario selbständig bearbeiten und erhalten anschließend ein strukturiertes Feedback ihrer „Tätigkeit“. Es besteht die Möglichkeit, dies entweder im Rahmen einer Desktop-Anwendung oder aber mit einer VR-Brille durchzuführen.

„Mit dem umfassenden Ausbau der digitalen Ausbildungsmöglichkeiten haben wir gerade im Zuge der Corona-Pandemie einen Meilenstein für die moderne, nachwuchsorientierte Feuerwehrausbildung in Hessen erreicht und sind damit gleichsam Vorbild für andere Bundesländer. Die digitale Ertüchtigung, bei der die HLFS eine Vorreiterrolle auf Landesebene einnimmt und die von anderen Ländern teilweise übernommen wurde, machen wir für die Kommunen mittelbar nutzbar – auch sie können die an der HLFS entwickelten Plattformen als Grundlage für die Ausbildung vor Ort nutzen. Einen weiteren Meilenstein in der digitalen Ausbildung haben wir zudem mit dem Einsatz virtueller Realität zur Ausbildung von Feuerwehrführungskräften in der Tunnelbrandbekämpfung im Rahmen des ,Forschungsvorhabens zur Evaluierung und Weiterentwicklung der Sicherheitskonzepte für Eisenbahntunnel‘ erreicht. Diese zwei Beispiele zeigen, wie wir in Hessen daran arbeiten, das Ausbildungsniveau im Brandschutz unter Einsatz moderner Technologien weiter zu steigern. Diesen Weg werden wir kontinuierlich fortsetzen, im Interesse der Sicherheit der Einsatzkräfte und der Bürgerinnen und Bürger“, sagte Roman Poseck abschließend.

Hintergrund: Land unterstützt Kommunen durch Ausbildungsstätte

Die Hessische Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel ist mit ihrer Außenstelle in Marburg-Cappel, dem Jugendfeuerwehrausbildungszentrum (JFAZ), die zentrale Aus- und Fortbildungsstätte für den Brandschutz und die Allgemeine Hilfe in Hessen. Sie führt auch Ausbildungs- und Fortbildungsmaßnahmen für den Katastrophenschutz durch. In den kommenden Jahren soll die HLFS in Kassel zu einem modernen Feuerwehrausbildungs- und -fortbildungszentrum weiter ausgebaut und die Teilnehmerkapazität um 150 zusätzliche auf dann insgesamt 390 Plätze erhöht werden. Hierfür stellt das Land rund 81 Millionen Euro bereit. Der zweite Bauabschnitt zur Erweiterung der HLFS in Kassel soll nach gegenwärtigen Planungen Mitte nächsten Jahres beginnen. Für die zeitgemäße Aus- und Fortbildung an der Landesfeuerwehrschule in Kassel und Marburg-Cappel stellt das Land jährlich rund 25 Millionen Euro bereit. Pro Jahr melden sich im Durchschnitt der vergangenen Jahre mehr als 25.000 Einsatzkräfte zu Veranstaltungen der HLFS an.

Die Angebote an der HLFS werden kontinuierlich weiterentwickelt. So wird u. a. derzeit ein neues Lernmanagement-System (LMS) vorbereitet, das künftig als Lernplattform für alle Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer dienen soll. Mittels eines individuellen Zugangs kann dann auch nach Beendigung ihres Lehrgangs auf die digitalen Inhalte zugegriffen werden, was auch Online-Schulungen problemlos möglich macht.