Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Landesweiter Einsatz der 237 Super-Recogniser der Polizei geplant

Nach dem erfolgreichen Einsatz von Super-Recognisern zur Erkennung von Gesichtern in einem Pilotprojekt des Polizeipräsidiums Frankfurt hat eine hessenweite Testung ergeben, dass innerhalb der hessischen Polizei 237 Personen über die äußerst seltene Fähigkeit sogenannter Super-Recogniser zur Gesichtswiedererkennung verfügen: Super-Recogniser können Gesichter, auch wenn sie diese nur kurz oder in Teilen gesehen haben und sich deren Aussehen stark verändert hat, besonders gut wiedererkennen. Die hessische Polizei wird die wertvolle Fähigkeit ihrer Bediensteten zukünftig vermehrt in verschiedenen Bereichen der Polizeiarbeit einsetzen.

Für die hessische Polizei ist die Fähigkeit, Tatverdächtige wiederzuerkennen oder diese anhand vorhandenen Bildmaterials identifizieren zu können, von herausragender Bedeutung. Als eines der ersten Bundesländer hat Hessen den Einsatz sogenannter Super-Recogniser zur Gesichtserkennung erprobt. Das Pilotprojekt hat den Mehrwert von Super-Recognisern in der Praxis der Polizeiarbeit belegt. Die Gesichtserkennungs-Talente ergänzen bestehende Möglichkeiten zur Auswertung von Bilddaten und der Identifikation von Tatverdächtigen sinnvoll. Das Potenzial von 237 Super-Recognisern in der hessischen Polizei planen wir, auf Grundlage eines umfassenden Konzepts künftig hessenweit vermehrt zum Einsatz zu bringen. Der landesweite Einsatz von Super-Recognisern in der hessischen Polizei ist ein weiterer Baustein zur Stärkung der Polizeiarbeit, und um künftig noch mehr Täter erfolgreich zu fassen“, so Innenminister Peter Beuth.

Polizeiarbeit profitiert von Super-Recognisern

Der Abgleich der aktuellen Personenfahndungen mit vorhanden Bilddaten ist ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Polizeiarbeit. Super-Recogniser bieten deshalb für die Polizei einen Mehrwert bei Ermittlungen, Fahndungen und allen Einsätzen zur Kriminalitätsbekämpfung. Insbesondere bei Bildmaterial von schlechter Qualität sind Super-Recogniser ein komplementäres Instrument und stellen damit eine wichtige Unterstützung zur schnellen Aufklärung von Straftaten dar. So konnte zum Beispiel ein versuchtes Tötungsdelikt im Frankfurter Hauptbahnhof Ende Oktober 2021 erfolgreich aufgeklärt werden: Ein Abgleich der Aufnahmen einer Sicherheitskamera mit der polizeilichen Bilddatenbank durch die Super-Recogniser führte zur Festnahme eines tatverdächtigen Mannes. In laufenden operativen Einsätzen, zum Beispiel bei Demonstrationen oder anderen Einsätzen, können Super-Recogniser dabei helfen, relevante Personen etwa aus Gruppen heraus ausfindig zu machen. Ebenso sind sie bei der Strafverfolgung nach Einsatzlagen, zum Beispiel nach Großereignissen, eine wertvolle Unterstützung bei der Auswertung des Bildmaterials. So kamen Super-Recogniser auch bereits bei der Auswertung von Bildmaterial im Rahmen der Einsatzmaßnahmen rund um den Weiterbau der Autobahn 49 im Dannenröder Forst erfolgreich zum Einsatz.

Eingesetzte Super-Recogniser haben bereits in über 1.400 Fällen Personen erkannt

Im Rahmen eines Pilotprojekts im Polizeipräsidium Frankfurt am Main wurde nach zwei mehrstufigen Testverfahren der Einsatz von Bediensteten mit den besonderen Fähigkeiten seit November 2020 für die hessische Polizei erprobt. Die zwei hauptamtlichen Super-Recogniser und 69 nebenamtlichen Super-Recogniser des Polizeipräsidiums Frankfurt konnten seit Mai 2021 in über 1.400 Fällen Personen wiedererkennen.

Großes Potenzial in der hessischen Polizei: Von 71 auf 237 Super-Recogniser landesweit

Aufgrund der positiven Erfahrungen des Pilotprojekts wurde unter Leitung des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main allen Bediensteten der hessischen Polizei zwischen Oktober 2022 und März 2023 die Teilnahme an einem mehrstufigen Testverfahren ermöglicht. Insgesamt haben 3.104 Personen an den Testungen teilgenommen. 166 Bedienstete konnten im Rahmen des hessenweiten Testverfahrens festgestellt werden, die die Fähigkeit als Super-Recogniser besitzen. Mit den bereits im Rahmen des Pilotverfahrens identifizierten 71 Super-Recognisern ergibt sich ein Potenzial von 237 möglichen Super-Recognisern innerhalb der hessischen Polizei.

Landesweit gezielter Einsatz

Ziel ist es, das Potenzial der Super-Recogniser unter den Bediensteten der hessischen Polizei zukünftig für die verschiedenen Bereiche der Polizeiarbeit hessenweit verstärkt zu nutzen und das Erfolgskonzept Super-Recogniser personell weiter auszubauen. Hierzu wird anhand praktischer Einsatzerfahrung evaluiert, welche der identifizierten Super-Recogniser mit ihrer Fähigkeit in der polizeilichen Arbeit unterstützen können. Parallel wird gegenwärtig durch eine Arbeitsgruppe an der Finalisierung einer Konzeption für die Struktur, Einsatzmodelle (u. a. Nebenamt) und Umsetzung für den hessenweiten Einsatz von Super-Recognisern gearbeitet.

„Als Polizei leben wir in der Ermittlungsarbeit von Erkenntnissen und Informationen. In diesem Zusammenhang ist die Fähigkeit der Super-Recogniser für uns eine gute Chance, die wir in den verschiedenen Bereichen der Polizeiarbeit und in ganz Hessen zielführend nutzen möchten. Dabei haben wir diese Chance nicht zuletzt auch, weil sich so viele Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt haben, bei dem freiwilligen Testverfahren mitzumachen. Daher beeindruckt mich nicht nur die Tatsache, dass insgesamt 237 Personen innerhalb der hessischen Polizei über diese besondere Fähigkeit verfügen, sondern insbesondere auch das große Engagement aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer“, sagt Landespolizeipräsident Robert Schäfer.

Zusammenarbeit mit internationalen Experten

Im Rahmen des Pilotprojekts führte das Polizeipräsidium Frankfurt in einer zweijährigen Kooperation mit der britischen Universität Greenwich zunächst zwei Testverfahren mit den Bediensteten des Polizeipräsidium Frankfurt durch. Nach einem ungefähr zehnminütigen Vortest, der im Internet frei verfügbar ist, folgten zwei Tests zur Kurzzeit- und Langzeitmerkfähigkeit sowie ein mehrstündiger Abschlusstest. Die landesweite Testung beruhte auf das in diesem Rahmen entwickelte mehrstufige Testverfahren.