Nach der FeierstundesagteInnenstaatssekretär Martin Rößler: „Sicher zu sein und sich auch sicher zu fühlen, gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Deshalb hat die innere Sicherheit für die Landesregierung oberste Priorität. Mit dem KOMPASS-Programm nehmen wir seit Ende 2017 konkret das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger vor Ort in den Blick. Die Verantwortlichen der Stadt Marburg haben gemeinsam mit der hessischen Polizei und unter enger Einbindung der Bürgerinnen und Bürger Sicherheitsbedarfe identifiziert. Auf dieser Grundlage wurden passgenaue Maßnahmen im Bereich Städtebau, Einbruchschutz und Gewaltprävention entwickelt und umgesetzt. Dabei konnte an zahlreiche bereits bestehende Präventionsmaßnahmen und Initiativen von Stadt und hessischer Polizei wie einen Präventionsrat, Präventionsprojekte, das Sicherheitskonzept ,Sicheres Marburg‘ und einen Freiwilligen Polizeidienst angeknüpft werden. Die KOMPASS-Maßnahmen werden flankierend dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger Marburgs zu stärken. Zur Verleihung des KOMPASS-Siegels gratuliere ich der Stadt und danke allen Beteiligten für ihren Einsatz für ein Mehr an Sicherheit und ein gestärktes Sicherheitsgefühl.“
Darüber hinaus ist die Universitätsstadt auch Teil der im Februar 2024 gestarteten Innenstadtoffensive des Innenministeriums, in deren Rahmen die Polizei in Marburg gezielt den Kontrolldruck und die Präsenz erhöht hat.
Sicherheitsgefühl und Sicherheitsbedarfe im Fokus
Die Sicherheitsbedarfe und sogenannte „Angstorte“, an denen Menschen sich weniger sicher fühlen, wurden in Marburg im Rahmen einer Sicherheitskonferenz mit allen relevanten kommunalen Akteuren, mehreren Ortsbegehungen unter Beteiligung der Stadt Marburg und von Bürgerinnen und Bürgern (Präventionsrat „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“; „Runder Tisch Sicherheit und Prävention“) sowie einer repräsentativen Umfrage der Justus-Liebig-Universität Gießen erfasst. Im Ergebnis fühlen sich die Marburger Bürgerinnen und Bürger tagsüber in der Stadt sicher bzw. eher sicher. Das Ergebnis der Befragung zeigt, dass die Kriminalitätsfurcht im öffentlichen Raum in Marburg insgesamt relativ gering ist. Unsicherheit scheint vor allem an bestimmte Orte geknüpft zu sein und bei Dunkelheit aufzutreten. Als Orte, an denen sich die Marburger Bürgerinnen und Bürger weniger sicher fühlen, können vor allem der Hauptbahnhof, die Lahnwege/Lahnufer/Lahnwiesen, der „Elisabeth-Blochmann-Platz“, der „Ludwig-Schüler-Park“, der „Richtsberg“, die Lahnterassen/Lahntreppen und der „Erlenring“ genannt werden.
Unter Betrachtung der Häufigkeitszahlen (Straftaten pro 100.000 Einwohner) im Vergleich zu den anderen vier Polizeidirektionen im Bereich des Polizeipräsidiums Mittelhessen, zeigt sich in Marburg kein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen.
Passgenauer Maßnahmenkatalog umgesetzt
Für die festgestellten Sicherheitsbedarfe wurden im Rahmen des KOMPASS-Programms zahlreiche individuelle Maßnahmen umgesetzt. Als Reaktion auf die Zunahme von Gewalt unter Jugendlichen hat die Stadt Marburg gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen und dem Marburger Jugendamt die Kampagne „Abziehen, Abrippen“ entwickelt. Hauptzielgruppe der Kampagne sind Jugendliche und Heranwachsende. Die Kampagne verfolgt insbesondere das Ziel, potenzielle Täter abzuschrecken, zu sensibilisieren, defensive, auf Eigenschutz angelegte Verhaltensweisen zu fördern und über niederschwellige Ansprechstellen zu informieren. Unter Federführung des Präventionsrats „Einsicht“ hat die Stadt Marburg gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen und dem Staatlichen Schulamt das Präventionsangebot „Zusammen Aktiv Präventiv (ZAP)“ für Deutsch-Intensivklassen der über 16-jährigen zugewanderten Jugendlichen (InteA-Klassen) etabliert. ZAP ist ein Verhaltenstraining, bei dem ein Trainerteam aus Polizeibeamten, Stadtverwaltung und Lehrkräften gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern gewaltfreie Lösungen für persönliche Konflikte erarbeitet, die sich in Stresssituationen im öffentlichen Raum ergeben können. Schülerinnen und Schüler lernen Methoden zur Deeskalation von Gewalt kennen und probieren diese praktisch aus. Ziel der ZAP-Trainings ist es, in einem geschützten Raum Gewalt zum Thema zu machen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu testen.
Im Bereich Lahnwege, Lahnufer, Lahnterrassen, Lahntreppen sowie „Elisabeth-Blochmann-Platz“ wurden defekte Beleuchtungen ausgetauscht. Durch kontinuierlich fortgeführte Ortsbegehungen der genannten Örtlichkeiten durch den Präventionsrat „Einsicht“ erfolgt eine ständige Kontrolle hinsichtlich der Beleuchtungssituation sowie des Pflanzenwuchses. An der Arbeitsgruppe der Deutschen Bahn und der Universitätsstadt Marburg zur seit 2018 bestehenden Ordnungspartnerschaft nimmt nun auch die Polizei teil. Darüber hinaus möchte die Stadt Marburg nach Abschluss des Piloten auch an KOMPASSbahnhof teilnehmen, um die Sicherheitslage und das Sicherheitsempfinden am Marburger Hauptbahnhof zu verbessern.
Im Bereich Einbruchschutz wurden von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Präventivsprechstunden in den Marburger Stadteilen durchgeführt. Zudem wurde im Sommer vergangenen Jahres ein Informationsstand zum Thema Einbruchschutz im Gesundheitszentrum Marburg („Am Krekel“) angeboten, um dort gezielt ältere Menschen für die Thematik zu sensibilisieren. Weitere ähnlich gelagerte Maßnahmen sind derzeit in Planung. Die mit der KOMPASS-Teilnahme initiierte enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Polizeistation Marburg („Sicheres Marburg“) wird weitergeführt und fortlaufend intensiviert.
Die KOMPASS-Sicherheitsinitiative
Mit dem 2017 initiierten KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel (KOMPASS) hat das Hessische Innenministerium ein Angebot für Städte und Gemeinden oder auch Stadtteile entwickelt, mit welchem in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren vor Ort und dem Land ihre Sicherheitsarchitektur gezielt weiterentwickeln können, um vor allem die gefühlte Sicherheitslage zu verbessern. Im Rahmen des bundesweit einmaligen Programms, über das gegenwärtig 160 hessische Kommunen im Austausch mit ihren Bürgerinnen und Bürgern stehen, wurden hessenweit bereits zahlreiche Sicherheitsanalysen und Bürgerbefragungen zur Erkennung von Problemfeldern in Kommunen und der Entwicklung entsprechender Lösungsansätze durchgeführt.