In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Gießen und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LMDR), Landesverband Hessen e.V., hat das Innenministerium ein Modellprojekt zur gemeinsamen Unterbringung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern zur Optimierung zielgerichteter Integrationsmaßnahmen in Lich initiiert. Das Projekt läuft seit März dieses Jahres und kann bis zu 50 Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler unterbringen. Aktuell sind 29 Menschen in Lich untergebracht. Innenminister Roman Poseck hat heute gemeinsam mit dem Sozialdezernenten des Landkreises Gießen, Frank Ide, dem Bürgermeister der Stadt Lich, Julien Neubert, dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bernd Fabritius und dem Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister (MdL) das Modellprojekt in der Gemeinschaftsunterkunft in Lich besucht und sich vor Ort über die Arbeit informiert.
Innenminister Roman Poseck erklärte im Rahmen des Besuchs: „Neben der gemeinsamen Unterbringung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern ist das Besondere an der Gemeinschaftsunterkunft, dass zugleich zielgerichtete Integrationsmaßnahmen mit individueller Beratung an einem Standort angeboten werden. Die Gemeinschaftsunterkunft kann bis zu 50 Menschen aufnehmen. Mir war es ein wichtiges Anliegen, heute vor Ort einen Eindruck über die Arbeit der ersten vier Monate zu gewinnen. Es zeigt sich, dass dieses Angebot schon jetzt gut angenommen wird. Hier wird nicht nur Wohnraum zur Verfügung gestellt, sondern auch Unterstützung beim Ankommen, bei Behördengängen, Sprachkursangeboten und Gesundheitsfragen gewährleistet. Ziel ist es, die neue Lebenssituation zu stabilisieren und die Menschen nach und nach in die Kommunen weiterzuvermitteln, um ihnen eine dauerhafte Integration zu ermöglichen. Damit leistet das Land gemeinsam mit dem Landkreis Gießen und weiteren Kooperationspartnern einen wertvollen Beitrag für eine gelungene Integration von Spätaussiedlern. Die gemeinsame Unterbringung von Spätaussiedlern und das Angebot zielgerichteter Integrationsmaßnahmen mit individueller Beratung an einem Standort sind ein Aushängeschild der Gemeinschaftsunterkunft.
Aktive Vertriebenen- und Spätaussiedlerpolitik
Durch das Modellprojekt wird eine langjährige Forderung der Interessensverbände der Spätaussiedler nach einer getrennten Unterbringung sowie ein wesentlicher Punkt aus dem Koalitionsvertrag der schwarz-roten Landesregierung in einem ersten Schritt umgesetzt. Hessen betreibt eine aktive Vertriebenen- und Spätaussiedlerpolitik und fördert zahlreiche Maßnahmen und Projekte. Ich danke allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses einmaligen Projektes beigetragen haben und freue mich, dass wir in Hessen nun diese besondere Einrichtung für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler anbieten können.“
Damit die nach Hessen zugewiesenen Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler in Friedland auch frühzeitig von diesem bundesweit einmaligen Modellprojekt erfahren, wurde von der LMDR-Hessen e.V. und der für Lich zuständigen Beraterin, Frau Anna Schneider-Kusnezow - in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Migration des Landkreises Gießen - ein Informationsblatt in deutscher und russischer Sprache erstellt, welches durch das Bundesverwaltungsamt (BVA) den betroffenen Personengruppen ausgehändigt wird. Darüber hinaus wird in diesem Informationsblatt auf die Beratungs- und Begegnungsstätte der LMDR-Hessen e.V. in Gießen aufmerksam gemacht, wo zudem Vorträge, Lesungen, Seminare (z.B. Sprachkurse) sowie Informationsveranstaltungen angeboten werden. Diese Angebote können von den ankommenden Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern, die sich in der vorläufigen Unterbringung in Lich befinden, ebenfalls genutzt werden. Dort pflegt man überdies auch regelmäßig Kontakte zu anderen migrantischen Organisationen des Landkreises und bietet in Kooperation mit Kindergärten Veranstaltungen nur für Kinder an. Außerdem ist diese Beratungs- und Begegnungsstätte Anlaufstelle für Vertriebene aus der Ukraine, die beispielsweise bei Anträgen unterstützt werden.
Gezielt auf die Bedürfnisse von Spätaussiedler-Familien eingehen
Frank Ide, Sozialdezernent des Landkreises Gießen, freut sich über die Resonanz des Modellprojekts, das der Landkreis Gießen in seiner Gemeinschaftsunterkunft in Lich ermöglichen konnte. „Wir haben seit vielen Jahren Erfahrung in der Unterbringung schutzsuchender Menschen. Im Landkreis Gießen verfolgen wir dabei das Ziel, Menschen möglichst dezentral und gleichmäßig auf die Städte und Gemeinden verteilt in vergleichsweise kleineren Wohneinheiten anstelle großer Unterkünfte unterzubringen. In unserer Gemeinschaftsunterkunft in Lich, die wir erst im vergangenen Jahr eröffnen konnten, stand ausreichend Platz zur Verfügung, sodass wir der Nachfrage des Landes zur Unterbringung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern gerne nachgekommen sind.“
Andreas Hofmeister sagte anlässlich des gemeinsamen Besuches: „Als Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler freue ich mich sehr, dass mit der Gemeinschaftsunterkunft in Lich ein Modellprojekt realisiert wurde, das insbesondere gezielt auf die Bedürfnisse von Spätaussiedler-Familien eingeht. Hier gelingt die Verbindung aus einer angemessenen Erstunterbringung und einer frühzeitigen, strukturierten Begleitung im Integrationsprozess. Die getrennte Unterbringung – eine langjährige Forderung der Interessenvertretungen der Spätaussiedler – bildet dabei eine wichtige Grundlage. In Kombination mit dem direkten Zugang zu Beratung, Begegnung und Unterstützung wird dieses einzigartige Modellprojekt entscheidend zur erfolgreichen Eingliederung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern hier bei uns in Hessen beitragen. Lich ist darüber hinaus Teil eines wachsenden Netzwerks von mittlerweile sechs Beratungs- und Begegnungsstätten der LMDR-Hessen e.V. Diese enge Verzahnung macht den Standort besonders wertvoll und zu einem Vorbild für künftige Projekte. Die heutige Anwesenheit des Hessischen Innenministers Roman Poseck, des Bundesbeauftragten Bernd Fabritius sowie weiterer Verantwortungsträger unterstreicht die besondere Bedeutung dieses Ortes.“