Die zweite Tagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – zwei Seiten der gleichen Medaille“ der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen findet in diesem Jahr in Wiesbaden statt. Die Veranstaltung führt Vertreter der Landsmannschaften, der Vertriebenenorganisationen und der deutschen Minderheiten aus 10 Ländern zusammen. Sie wird von der Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN initiiert, organisiert und durchgeführt und von der Hessischen Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf unterstützt, die als Gast auch selbst an der Fachtagung teilnahm.
Am heutigen Freitag, 24. September, konnte Hessens Innenminister Peter Beuth die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport herzlich willkommen heißen. In seiner Begrüßung ging er auch darauf ein, dass die Hessische Landesregierung in vielerlei Hinsicht Verantwortung für die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler übernimmt und deren Arbeit seit vielen Jahren in verlässlicher Weise finanziell und ideell unterstützt: „Gerne haben wir auch diese Tagung mit rund 9.000 Euro gefördert. Auch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, die als überregionale Kulturstiftung aller Vertriebenen das vielfältige Kulturgut der Vertreibungsgebiete im Bewusstsein der Deutschen und des Auslands lebendig hält und somit ganz im Sinne des sogenannten Kulturparagraphen § 96 des Bundesvertriebenengesetzes handelt, wird aus gutem Grund vom Land Hessen institutionell gefördert. Wir betrachten die Kulturstiftung als wichtige übergreifende Institution, die die Akteure in der Vertriebenenarbeit zusammenbringt, vernetzt und hinsichtlich neuer Aspekte auch als Katalysator wirkt. Dies beweist die Kulturstiftung mit dieser Tagung wieder eindrucksvoll“.
„Es ist sehr erfreulich, dass eine solch internationale Tagung mit Vertreterinnen und Vertretern der Landsmannschaften und deutschen Minderheiten hier in Wiesbaden stattfindet. Dies unterstreicht die guten Beziehungen, die das Land Hessen seit vielen Jahren zu den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern pflegt. Zukünftig möchten wir auch den Kontakt zu den deutschen Minderheiten verstärken. Dazu bietet diese Tagung eine gute Gelegenheit“, so Hessens Innenminister Peter Beuth und die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf.
Bereits vor dem offiziellen Beginn der Tagung lud der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister, die Vertreter der Kulturstiftung, sowie Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Minderheiten (AGDM) und zugleich Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VDG), und die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, zu einem Gespräch am Mittwoch in die Staatskanzlei ein. Staatssekretär Mark Weinmeister: „Wir arbeiten besonders mit Polen, Rumänien und Serbien eng zusammen. Dabei liegen uns auch die Belange der deutschsprachigen Minderheiten sehr am Herzen.“ Bei dem Gespräch ging es vor allem darum, wie die Hessische Landesregierung die Beziehungen zu den deutschen Minderheiten in den Staaten in Mittel- und Osteuropa stärken und ausbauen und die Arbeit der deutschen Minderheiten vor Ort unterstützen kann – ganz im Sinne des aktuellen Koalitionsvertrages der Landesregierung, wo es auf Seite 45 heißt, dass man „am Beispiel anderer Länder mögliche Wege suchen [möchte], wie die Kulturarbeit deutscher Minderheiten unterstützt und gefördert werden kann.“
Reinfried Vogler, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, machte bei dem Gespräch deutlich, dass Heimatvertriebene und Heimatverbliebene gleichermaßen Vertriebene seien: Die einen im Hinblick auf ihre territoriale Heimat und die anderen im Hinblick auf ihre kulturelle Heimat.
„Die verbliebenen Deutschen in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie der ehemaligen Sowjetunion wurden oftmals als innere Feinde betrachtet und waren jahrzehntelang schwersten Repressionen ausgesetzt, was dazu führte, dass es in vielen Herkunftsgebieten massive Schwierigkeiten gab, die eigene Kultur zu erhalten und die deutsche Sprache zu sprechen beziehungsweise in der Schule zu erlernen“, betonte Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf.
Am Mittwochabend hatte die Tagung für alle rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Führung durch das traditionsreiche Kloster Eberbach im Rheingau begonnen. Die Tagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ konnte erstmals 2020 als internationale Fachtagung in Dresden starten. Dies war seit der deutschen Wiedervereinigung und des politischen Umbruchs in Mittel- und Osteuropa in den Jahren 1989 / 1990 die erste großangelegte, grenzübergreifende Tagung der Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM). Aufgrund des guten Zuspruchs im letzten Jahr soll nun daraus eine Tradition erwachsen und die Tagung jährlich in einem anderen Bundesland stattfinden. Wesentliches Ziel der Tagung ist es, Vertreter der Landsmannschaften und Kulturorganisationen der Heimatvertriebenen, mit Vertretern der deutschen Minderheiten zu vernetzen und deren Austausch zu fördern. „Es freut mich sehr, dass auch viele junge Leute an dieser Tagung teilnehmen. So konnten wir hier in Wiesbaden unter anderem Vertreter der Jugendorganisationen der deutschen Minderheiten aus Tschechien und Polen begrüßen, online zugeschaltet waren Vertreterinnen und Vertreter aus Russland, der Slowakei und Kroatien. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass der Themenbereich der Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen nicht nur die Generation 70+ beschäftigt, sondern gleichermaßen für jüngere Menschen von Bedeutung ist und vor allem auch einen europapolitischen Bezug hat“, so Margarete Ziegler-Raschdorf.
Neben Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Minderheiten konnte Thomas Konhäuser, der Geschäftsführer der Kulturstiftung, auch Hartmut Koschyk, den ehemaligen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, unter den Teilnehmern der Tagung begrüßen. Er hielt einen Impulsvortrag zum Tagungsthema und moderierte eine Podiumsdiskussion, an der Hessens Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Landsmannschaften und der deutschen Minderheiten teilnahm. Im weiteren Programm der Tagung wurde unter anderem darüber berichtet und diskutiert, wie man die Jugendarbeit der Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen besser vernetzen kann, welche Rolle Staatsangehörigkeit und Volkszugehörigkeit in der Identitätsfrage der deutschen Minderheiten spielen und wie ein grenzüberschreitender Kulturaustausch und die Bewahrung des kulturellen Erbes gelingen können.