In der vergangenen Nacht fand auf der Autobahn (A)3 bei Wiesbaden eine durch das Polizeipräsidium Westhessen initiierte Großkontrolle zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen statt. Wie schon bei der am 17. März stattgefundenen Großkontrolle wurde erneut der gesamte Fahrzeugverkehr beider Fahrtrichtungen über die „Tank- und Rastanlage Wiesbaden-Medenbach“ geleitet und kontrolliert.
„Wir halten den Fahndungsdruck im Kampf gegen Geldautomatensprenger bewusst hoch. Wiederkehrende Großkontrollen wie die der vergangenen Nacht und der anhaltende Kontrolldruck der hessischen Polizei machen deutlich, dass wir es international agierenden Sprenger-Banden so schwer wie möglich machen. Durch das Zusammenspiel verschiedener präventiver und offener wie verdeckter repressiver Maßnahmen wollen wir organisierten Banden Einhalt gebieten. Dazu gehören ein konzentrierter Fahndungs- und Ermittlungsdruck, zunehmend besser geschützte Geldausgabeautomaten und schließlich ein enger Schulterschluss mit der Kreditwirtschaft, den wir im Rahmen der ALLIANZ Geldautomaten nochmals intensiviert und verstetigt haben. Ich danke allen Polizeibeamtinnen und -beamten, die in der vergangenen Nacht für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Einsatz waren“, so Hessens Innenminister Peter Beuth.
227 Fahrzeuge in der Nacht kontrolliert
Bei den aktuell stattgefundenen Einsatzmaßnahmen waren mehr als 400 Beamtinnen und Beamte beteiligt. Hierbei wurde das Polizeipräsidium Westhessen durch Kräfte der Hessischen Bereitschaftspolizei, des Hessischen Landeskriminalamtes, benachbarter Polizeipräsidien sowie des Zolls unterstützt. Ab 0 Uhr wurde die überregionale Reiseroute auf der A3 in beide Richtungen in Höhe der „Tank- und Rastanlagen Wiesbaden-Medenbach“ vollgesperrt, der Verkehr über die Raststätten geleitet und dort kontrolliert. Insgesamt 227 Fahrzeuge und 582 Personen wurden überprüft. Hierbei stellten die Kontrollkräfte fünf Straftaten fest. Eine Person wurden festgenommen und zwei Gegenstände sichergestellt. Die Festnahme erfolgte aufgrund eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. Bei den sichergestellten Gegenständen handelte es sich um ein Messer sowie ein Personaldokument. Ob und inwiefern bei einzelnen polizeilichen Feststellungen in der Nacht konkrete Bezüge zum Kriminalitätsphänomen Geldautomatensprengungen bestehen, wird nun geprüft.
Gegen 4 Uhr am Freitagmorgen wurden die polizeilichen Maßnahmen beendet. Es gab keine Auswirkungen auf den morgendlichen Berufsverkehr. Während der Kontrollmaßnahme kam es lediglich zu leichtem Rückstau auf der Autobahn und Rastanlage.
Zurückliegende Kontrollaktion im März
Bereits in der Nacht von Donnerstag, 16. März 2023 auf Freitag, 17. März 2023 hatte es gleichgelagerte Großkontrollen im Bereich der Bundesautobahn mit der Zielrichtung „Bekämpfung der Kriminalität im Deliktsfeld Geldautomatensprengungen“ gegeben. Damals war die Kontrolle auf der Bundesautobahn 3 eine von vielen Maßnahmen, die im Rahmen von bundesweiten Aktionstagen durchgeführt wurden. 259 kontrollierte Fahrzeuge und 590 überprüfte Personen, 17 Strafanzeigen, fünf festgenommene Personen sowie mehrere sichergestellte Gegenstände waren das damalige Ergebnis. Aus dieser Großkontrolle ergaben sich auch weitergehende polizeiliche Maßnahmen gegen zwei potenzielle Geldautomatensprenger.
Hintergrundinformationen
Phänomen Geldautomatensprengungen
Die Täter reisen größtenteils für die Begehung von Geldautomatensprengungen in Deutschland aus den benachbarten Niederlanden ein. Den Tätern kommt es vordergründig darauf an, schnell und unkompliziert die Tatorte anzufahren und nach der Tat mit hochmotorisierten Fahrzeugen zu flüchten. Ein lokaler oder regionaler Schwerpunkt der Tatbegehungen innerhalb von Hessen lässt sich nicht ableiten. Von den Geldautomatensprengungen waren in der Vergangenheit alle sieben Hessischen Polizeipräsidien betroffen. Deutschlandweit zeigt sich ein Schwerpunkt in den westlichen Bundesländern, die schnelle Verbindungsrouten in Richtung Niederlande haben.
Hessische Polizei begegnet Geldautomatensprengern mit BAO effectus: 50 Tatverdächtige und 20 Verurteilungen
Um dem Phänomen aus polizeilicher Sicht adäquat zu begegnen, wurde in Hessen bereits 2019 eine eigens zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen eingerichtete Ermittlungsgruppe eingerichtet. Nach dem weiteren Anstieg von Sprengungen in Hessen, wurden die Bemühungen durch die Gründung einer sog. "Besonderen Aufbauorganisation (BAO effectus)" im HLKA mit sieben Regionalabschnitten in den hessischen Polizeipräsidien nochmals deutlich intensiviert. Darüber hinaus werden in Hessen Ermittlungsverfahren wegen Geldautomatensprengungen zentral bei der Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Frankfurt am Main bearbeitet. Durch intensive Ermittlungen ist es seither dem HLKA und den Polizeipräsidien gelungen, insgesamt mehr als 50 Tatverdächtige zu ermitteln. Über 20 Personen konnten bislang rechtskräftig verurteilt werden. Das vom HLKA entwickelte Analysetool "GLB-operativ" hat sich in der Praxis bewährt. Hiermit können Geldautomaten und Standorte bewertet und eine Wahrscheinlichkeitsprognose zu einer möglichen Sprengung abgegeben werden.
Hessen Vorreiter: Gemeinsame Prävention mit Bankenwirtschaft durch ALLIANZ GELDAUTOMATEN
Im Mai 2022 wurde ergänzend die bundesweit einmalige Präventionsinitiative "ALLIANZ GELDAUTOMATEN" durch das Hessische Innenministerium und Banken gegründet, die in Wiesbaden mit einer Gründungsurkunde besiegelt wurde. Die Gründungsmitglieder der Allianz erklärten sich hier bereit, den Ausbau präventiver Elemente an erkannten Risiko-Standorten zu priorisieren. Diese Allianz stand Pate für die bundesweite Initiative des Bundesministeriums des Innern am 18.05.2022.
Länderübergreifende Zusammenarbeit
Die Sprengung eines Geldautomaten birgt immense Gefahren für die Bürgerinnen und Bürger, weil die Täter zumeist festen Explosivstoff einsetzen und sowohl bei der Ausführung der Tat als auch bei der Flucht besonders skrupel- und rücksichtlos vorgehen. Aus diesem Grund haben sich im Dezember 2022 mehrere Bundesländer in einer Interessengemeinschaft (LIGA) zusammengeschlossen, um diesem Kriminalitätsphänomen entschlossen und repressiv entgegenzutreten. Dabei verfolgt auch die hessische Polizei das Ziel, durch starke Polizeipräsenz und zielgerichtete offene sowie verdeckte Maßnahmen potentielle Tätergruppen von einer möglichen Tatausführung abzuhalten.