Sportminister Beuth und weitere Personen sitzen in Lounge-Möbeln vor einer Aufstell-Wand mit dem Logo des Innenministeriums und dem Schriftzug "innen.hessen.de". Sportminister Beuth spricht dabei in ein Mikrofon.

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Sportminister Beuth fordert Ausschluss „neutraler“ Athleten aus Russland und Belarus

Hessens Sportminister Peter Beuth hat gefordert, sogenannte „neutrale“ Athleten aus Russland und Belarus von den Olympischen Spielen 2024 auszuschließen.

Anlässlich einer Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg und Olympische Spiele in Europa – Was bedeutet das für den Sport und die Athleten?“ in Wiesbaden sagte Peter Beuth, es sei völlig unklar, wie auf Grundlage der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ausgesprochenen Empfehlungen ein reibungsloser und sicherer Ablauf von Sportveranstaltungen gewährleistet und glaubwürdig verhindert werden könne, dass die Spiele von russischer Seite für Kriegspropaganda instrumentalisiert werden.

„Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus eine Rückkehr zu internationalen Sportwettkämpfen als ‚neutrale‘ Athleten zu ermöglichen, halte ich nach wie vor für grundlegend falsch. Für viele Menschen ist die Vorstellung unerträglich, dass sich russische und belarussische Athleten auf die Olympischen Spiele vorbereiten, während ukrainische Athletinnen und Athleten aufgrund von zerbombten Sportanlagen nicht trainieren konnten, den Spielen fernbleiben oder durch den Krieg getötet worden sind. Unter diesen Bedingungen kann kein sportlich integrer Wettkampf stattfinden. Dieser Tatsache sollte das IOC Rechnung tragen und die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen. Die Idee ‚neutraler‘ Russen-Athleten ist Nonsens, eine Verhöhnung der Ukraine und eine Gefahr für die Integrität der Olympischen und Paralympischen Spiele“, sagte Sportminister Peter Beuth.

Änderung der Olympischen Charta gefordert

Bereits Ende April 2023 bezeichnete Sportminister Peter Beuth das Vorgehen des IOC im Rahmen der 9. Biebricher Schlossgespräche in Wiesbaden als „vollkommen inakzeptabel“. Er forderte eine Kurskorrektur des IOC, das die Entscheidung auf die internationalen Sport-Fachverbände abgewälzt und damit den Sport gespalten habe. Im Vorfeld der 47. Sportministerkonferenz Mitte Mai dieses Jahres forderte Peter Beuth als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine darüber hinaus eine Änderung der Olympischen Charta. Diese solle ergänzt werden um einen Passus, demzufolge Staaten, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führen und damit den olympischen Frieden brechen, künftig grundsätzlich von Olympischen Spielen ausgeschlossen werden. Durch eine Änderung der Olympischen Charta könne das IOC endlich Haltung zeigen und die Sportwelt wieder vereinen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine erfolgte vor dem Beginn der Paralympics, nur das Ende der Olympischen Spiele 2022 hatte Russland abgewartet.

Die Sportministerkonferenz der Länder hat sich im Mai 2023 mit einem entsprechenden Beschluss gegen eine Wiederzulassung von russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportlern ausgesprochen. Zudem haben sich in einer gemeinsamen Erklärung 41 Staaten, darunter auch Deutschland, gegen eine Teilnahme „neutraler“ Athleten ausgesprochen.

Verbindung zwischen Staat und Sport

Grundsätzlich sieht Sportminister Peter Beuth das Konzept „neutraler“ Athleten mit Blick auf Russland und Belarus kritisch: „Olympische Spiele und die Paralympics sind immer auch geprägt durch nationalstaatliche Repräsentanz und Unterstützung. Mit Blick auf die engen Verbindungen zwischen Staat und Sport in Russland stellt sich die Frage, wie ‚neutral‘ Athleten in der Praxis sein können, wo die Linie gezogen werden muss. Die russische Politik, Sportfunktionäre und Athleten haben den Sport in der Vergangenheit bereits mehrfach für ihre Propaganda instrumentalisiert. Die Idee ‚neutraler‘ Athleten kann für Dissidenten funktionieren, aber unter den derzeit herrschenden Bedingungen nicht für Athleten aus Russland oder Belarus – sie ist Nonsens. Es kann nicht glaubwürdig ausgeschlossen werden, dass das russische Regime auch mit ‚neutralen‘ Athleten die Olympischen Spiele und die Paralympics für seine kriegsverherrlichende Stimmungsmache nutzt. Hierfür darf es keine Bühne geben. Deshalb sollte das IOC hier dringend umdenken.“

Bestimmungen der Welt-Anti-Doping-Agentur sind einzuhalten

Nach den russischen Dopingskandalen der Vergangenheit wies Sportminister Peter Beuth auch auf die ungeklärte Einhaltung von internationalen Doping-Kontroll-Vorgaben durch Kaderathleten aus Russland und Belarus hin, die einer Teilnahme „neutraler“ Athleten an den Olympischen Spielen in Paris entgegensteht: „Viele Athleten aus Russland und Belarus unterliegen spätestens seit Kriegsbeginn nicht mehr den Bestimmungen der Welt-Anti-Doping-Agentur. Hier gilt es auch ganz klar, alle Athletinnen und Athleten zu schützen, die sich einem sauberen Sport verschrieben haben und sich dem WADA-Code unterwerfen.“

Spiele dürfen nicht instrumentalisiert werden

„Im Ergebnis der Abwägung steht für mich fest: Olympische Spiele und Paralympics mit ‚neutralen‘ Athleten darf es nicht geben, solange Russland mit belarussischer Hilfe seinen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fortführt und nicht garantiert werden kann, dass die Spiele nicht instrumentalisiert werden und sie sauber sowie fair ablaufen. Genau das aber schulden wir der Ukraine, ihren Sportlerinnen und Sportlern und auch allen anderen Athletinnen und Athleten, die für einen friedlichen, integren und dopingfreien Sport einstehen. Ich fordere das IOC daher auf, von seiner Kompetenz für eine einheitliche Regelung Gebrauch zu machen. Grundsätzlich sollte das IOC sich Gedanken über seine Werte und die Olympische Idee machen. Nur so kann es seinen Teil dazu beitragen, die Sportwelt wieder zu vereinen“, so Sportminister Peter Beuth anlässlich der Podiumsdiskussion in Wiesbaden.