Einhergehend mit dem Wegfall der meisten Pandemie-Beschränkungen und dem gestiegenen Publikumsverkehr im öffentlichen Raum sind auch die Werte im Bereich der Straßenkriminalität wieder auf das Niveau vor den beiden stark von der Pandemie geprägten Jahren gestiegen. Die Straßenkriminalität verbleibt aber auch 2022 mit 64.899 Fällen auf einem im Langzeitvergleich niedrigen Niveau.
In die Kategorie Straßenkriminalität fällt eine Vielzahl von Delikten, die im öffentlichen Raum begangen werden, wie beispielsweise Fahrraddiebstahl, Diebstahl aus Fahrzeugen oder Raubdelikte. Im Langzeitvergleich ist seit dem Jahr 2000 ein Rückgang von rund 42 Prozent zu verzeichnen.
In Hessen wurden bereits im Juni 2018 die nötigen Voraussetzungen geschaffen, damit Kommunen ihrerseits Waffenverbotszonen an bestimmten Plätzen einrichten können. In der Landeshauptstadt Wiesbaden wurde daraufhin zum 1. Januar 2019 die erste Waffenverbotszone in Hessen geschaffen. Bis heute konnten 214 verbotene Waffen – davon 170 Messer – sichergestellt werden.
Nachdem 2021 der niedrigste Wert an Körperverletzungsdelikten im Vergleich zu den fünf Vorjahren gemessen wurde, stiegen die Körperverletzungsdelikte mit dem Ende der pandemiebedingten Beschränkungen 2022 wieder merklich an. 2022 wurden 35.298 Fälle (2021: 30.344) registriert. 5.010 der insgesamt 35.298 Straftaten wurden im öffentlichen Raum (Straßen, Wege, Plätze) begangen, was im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von rund 850 Fällen entspricht. Die Aufklärungsquote ist in diesem Deliktsfeld mit 89,4 Prozent besonders hoch. In etwa neun von zehn Fällen werden die Täter gefasst.
„Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist ein dauerhafter Schwerpunkt der hessischen Polizei. Wir setzen dabei auf erhöhte polizeiliche Präsenz, die wir dank der deutlichen personellen Stärkung der hessischen Polizei gewährleisten und auch weiter ausbauen. Darüber hinaus kann die von der Hessischen Landesregierung für die Kommunen ermöglichte Schaffung von Waffenverbotszonen ein probates Mittel sein. Sie sorgen in Innenstädten dafür, dass wir den Kontrolldruck im öffentlichen Raum erhöhen und insbesondere mitgeführte Messer aus dem Verkehr ziehen können, bevor damit Schlimmeres passiert. Hessen setzt sich bereits seit Jahren für ein bundesweit einheitliches Vorgehen ein, um das Mitführen von Messern – nicht nur an Kriminalitätsschwerpunkten, sondern auch an stark frequentierten Orten – einzuschränken. Dies könnte den Kontrolldruck auf potenzielle Täter weiter erhöhen“, so Landespolizeipräsident Robert Schäfer.
Videosicherheitstechnik an öffentlichen Straßen und Plätzen ist seit mehr als 20 Jahren fester Baustein der Sicherheitsarchitektur in Hessen. Hierfür investiert die Hessische Landesregierung 2023 und 2024 jeweils elf Millionen Euro. Für die Förderung von Videosicherheitstechnik im kommunalen Bereich stellt das Land erneut 2,8 Millionen Euro zur Verfügung. Bis heute sind bereits in 20 Städten 30 Schutzzonen mit insgesamt 308 Kameras von Polizei- bzw. Gefahrenabwehrbehörden zur Überwachung öffentlicher Straßen und Plätze in Betrieb. Im Jahr 2022 konnten die Videoaufzeichnungen aus diesen 30 Schutzzonen bei insgesamt 4.296 Straftaten (2021: 3.472) im Rahmen der Ermittlungen verwendet werden oder gar zur Klärung beitragen.
(Versuchter) Mord und Totschlag: Niedrigste Fallzahlen der letzten Jahre
Im Jahr 2022 fanden 318 Straftaten gegen das Leben (2021: 328; 2020: 430) Eingang in die Polizeiliche Kriminalstatistik. Das entspricht dem niedrigsten Wert seit 2015. Die Fallzahlen beim Mord reduzierten sich um 19 auf 48 (35 Versuche) Taten. Im Bereich der fahrlässigen Tötung ist ebenfalls ein Rückgang um zwei auf 66 Fälle zu verzeichnen. Insgesamt betrachtet liegt die Aufklärungsquote bei den Straftaten gegen das Leben im Jahr 2022 bei 89,0 Prozent.
BAO FOKUS: Entschlossen im Kampf gegen Kinderpornografie in Hessen
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind nach dem hohen Anstieg in 2021 erneut um rund 17 Prozent auf insgesamt 8.573 Straftaten (Vorjahr: 7.333 Fälle) gestiegen. Die Zunahme liegt insbesondere weiterhin in einer Steigerung des Delikts „Verbreitung pornografischer Schriften“ (4.242 Fälle; § 184 ff. StGB) begründet. Die Fallzahlen in den Deliktsbereichen Erwerb, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie sind ebenfalls deutlich gestiegen. 2022 wurden 3.374 Fälle festgestellt, dies entspricht einem Anstieg von rund 24 Prozent (643 Fälle). Im Bereich der Jugendpornografie nahm die Zahl um 110 Fälle (+26,3 Prozent) ebenso massiv zu.
Die Fallzahlensteigerung liegt im Wesentlichen in gesetzlichen Meldeverpflichtungen US-amerikanischer Internet-Provider begründet, die strafbares Nutzerverhalten innerhalb ihrer angebotenen Dienste über eine Non-Government-Organisation unmittelbar und automatisiert an die zuständigen nationalen Behörden zur Einleitung von Strafverfahren übermitteln. Zugleich bündelt und intensiviert seit dem 1. Oktober 2020 die Besondere Aufbauorganisation (BAO) FOKUS die polizeilichen Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornographie in Hessen. In dieser Zeit wurden hessenweit mehr als 3.400 Durchsuchungen durchgeführt, 49 Haftbefehle vollstreckt und über 53.000 Datenträger (PCs und Notebooks, externe Speichergeräte, Spielekonsolen, CDs/DVDs und mobile Endgeräte) sichergestellt. Zudem erfolgten bei mehr als 1.400 Beschuldigten erkennungsdienstliche Maßnahmen und knapp 950 Beschuldigte wurden unmittelbar nach der Durchsuchung vernommen. Den Beschuldigten werden insbesondere sexueller Missbrauch von Kindern oder Erwerb und Besitz von Kinder- und Jugendpornografie vorgeworfen. Die BAO FOKUS ist im HLKA zentral angesiedelt und hat in sämtlichen Polizeipräsidien Regionalabschnitte gebildet, um zentral koordiniert landesweit Ermittlungsverfahren zu führen. Mit über 300 Ermittlerinnen und Ermittlern verfolgt die hessische Polizei gezielt Sexualverbrechen an Schutzbefohlenen. Zur Verfolgung hessischer Sexualstraftäter setzt die BAO auch Zielfahnder ein. Alleine im vergangenen Jahr wurden hessenweit im Durchschnitt an jedem Tag mehr als vier Beschlussvollstreckungen durchgeführt, um Sexualstraftätern habhaft zu werden. Dabei gehen die Ermittlerinnen und Ermittler besonders akribisch jeder Verdachtsmeldung nach.
„Die Ermittler der BAO FOKUS haben in vielen Fällen Realmissbräuche an Kindern und Jugendlichen gestoppt und die Weiterverbreitung sexueller Darstellungen Minderjähriger unterbunden. Um das Leid minderjähriger Missbrauchsopfer zu stoppen, müssen sich unsere Ermittlerinnen und Ermittler widerwärtigste Inhalte ansehen. Mit einer eigens eingerichteten Clearingstelle ist es uns gelungen, noch schneller womöglich fortdauernde Realmissbräuche aus der Datenflut herauszufiltern“, sagte Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes.
Aufgrund der signifikanten Fallsteigerung gerade bei jungen Menschen haben das Hessische Innenministerium und die hessische Polizei eine hessenweite Beratungs- und Hilfehotline zur Prävention und Aufklärung über die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornographie eingerichtet. Unter der Rufnummer 0800 - 55 222 00 können sich hilfesuchende Eltern, Lehrkräfte sowie junge Menschen vertrauensvoll an die Präventionsexperten der hessischen Polizei wenden.
Hessen investiert weiter in Sicherheit: Digitalisierungsoffensive der hessischen Polizei
In Sachen Sicherheit setzt die Landesregierung verstärkt auf digitale Ermittlungswerkzeuge und modernste Ausstattung für die Polizistinnen und Polizisten. Dazu hat die Hessische Landesregierung 2022 als erstes Bundesland alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der hessischen Polizei mit einem eigenen Smartphone ausgestattet. Für die Maßnahmen der Digitalen Strategie Hessen sollen im Polizeibereich in den Jahren 2023 und 2024 Mittel in Höhe von sechzehn Millionen Euro bereitgestellt werden. Unter anderem dienen diese der Fortentwicklung des Einsatzes mobiler IT, dem Ausbau von Cloud-Computing sowie der Einführung neuer Plattformtechnologien. Im Kampf gegen Organisierte Kriminalität, Extremismus und Terrorismus sowie auch gegen Einbrecher und Geldautomatensprenger werden die polizeilichen Auswertungs- und Analysetools weiter verbessert. Darüber hinaus wird weiter in die Entwicklung von Apps wie etwa zur Aufnahme von Verkehrsunfällen oder Strafanzeigen investiert. Hierfür stehen 2023 und 2024 jeweils 16 Millionen Euro zur Verfügung.
„Die Polizeiliche Kriminalstatistik bestätigt uns erneut, dass wir die richtigen Schwerpunkte gesetzt und die richtigen Investitionen in unsere Sicherheit getätigt haben. Wir legen ganz bewusst einen personal- wie arbeitsintensiven Schwerpunkt auf den Kampf gegen Rechtsextremismus wie auch gegen Kindesmissbrauch. Die erfolgten Festnahmen belegen, dass sich diese Schwerpunktsetzungen bereits gelohnt haben. Sie sind aber auch weiterhin nötig, um den Verfolgungsdruck unvermindert hochzuhalten. Wir haben die Polizei massiv personell verstärkt, damit sie diese Schwerpunktsetzungen und zugleich eine erhöhte öffentliche Präsenz gewährleisten kann. Die begonnene Digitalisierungsoffensive hat sich etwa im Kampf gegen Einbrecher aber auch bei der Abwehr schwerster Straftaten bereits bezahlt gemacht. Wir brauchen auch künftig modernste digitale Ermittlungswerkszeuge, damit sich die hessischen Polizistinnen und Polizisten noch effizienter ihrem Kerngeschäft – der Verbrechensbekämpfung – widmen können“, so Hessens Innenminister Peter Beuth.