Heute hat Innenminister Roman Poseck die Journalistin Natalie Amiri, die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ und die Darmstädter Geschichtswerkstatt mit dem Preis ausgezeichnet.
Innenminister Roman Poseck betonte bei der Preisverleihung im Wissenschafts- und Kongresszentrum in Darmstadt: „Unsere Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt sich inzwischen leider jeden Tag. Gerade jetzt braucht es mutige Menschen, die sich gegen Widerstände für unsere demokratischen Werte einsetzen. Walter Lübcke verteidigte mit seiner klaren Haltung und seinem unerschütterlichen Einsatz die Grundwerte unserer Demokratie. Der Mord an Walter Lübcke ist ein dauerhafter Auftrag an uns für ein friedliches Miteinander, Respekt und gegen Hetze und Hass einzutreten. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich extreme Kräfte zunehmend radikalisieren, müssen wir umso mehr unsere Werte verteidigen. Hierzu benötigen wir Haltung, Mut und eine klare Abgrenzung zu jedweder Form des Extremismus. Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger tun genau das und setzen damit ein klares Signal für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt.
Ich freue mich, heute den dritten Walter-Lübcke-Demokratie-Preis an die Journalistin Natalie Amiri, die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ und die Darmstädter Geschichtswerkstatt zu verleihen. Die drei Preisträger repräsentieren auf eindrucksvolle Weise die Werte, die Walter Lübcke vertreten und vorgelebt hat. Mit ihrem Engagement tragen sie maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.“
Natalie Amiri setzt sich für Freiheit und Menschenwürde ein
„Es ist mir eine große Ehre, heute die außergewöhnliche Journalistin Natalie Amiri mit dem Walter-Lübcke-Preis zu würdigen. Gerade in weltpolitischen Großlagen braucht es Menschen, die uns Konflikte vermitteln können und eine klare Stimme für den Dialog und Respekt erheben. Natalie Amiri ist eine herausragende und mutige Journalistin, die gerade jenen Menschen eine Stimme gibt, deren Wunsch nach Demokratie und Freiheit oftmals in den Gefängnissen oder Todeskammern von Regimen im Iran oder in Afghanistan endet“, sagte Innenminister Roman Poseck während der Laudatio und führte weiter aus: „Sie hat den Mut, unbequeme Fragen zu stellen, unbeantwortete Themen anzusprechen und sich unter Gefährdung ihrer eigenen Person immer wieder mit schwierigen, oft heiklen Inhalten auseinanderzusetzen. Gerade auch bei den jüngeren Freiheitsbestrebungen iranischer Frauen schafft sie durch ihr Wirken eine wichtige Brückenfunktion hinein in unsere Gesellschaft, rüttelt wach und setzt sich auch unter eigener Gefahr für diese Menschen und damit für die Demokratiebestrebungen mutiger Frauen in der Welt ein. Ihr Engagement ist jedoch nicht nur auf klassische Medien beschränkt Sie geht mit gutem Beispiel voran, den öffentlichen Diskurs auch in den sozialen Medien zu gestalten. Natalie Amiris journalistische Arbeit ist mehr als nur die Vermittlung von Informationen; sie ist ein Werkzeug zur Förderung des demokratischen Gesprächs, zur Überwindung von Barrieren und zur Schaffung eines öffentlichen Raums, in dem sich jeder gehört fühlen kann.“
Die Journalistin Natalie Amiri wurde 1978 in München als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Die Diplom-Orientalistik- und Islamwissenschaftlerin berichtete ab 2007 als Korrespondentin für die ARD aus dem Studio Teheran, später auch aus den ARD-Studios Istanbul, Athen und Rom. Ab 2011 war sie als freie Journalistin für die Fernseh- beziehungsweise Hörfunksender Phoenix, Tagesschau24, Deutsche Welle, Deutschlandradio und verschiedene ARD-Anstalten tätig. Seit 2014 moderiert sie den „ARD-Weltspiegel“ sowie das BR-Europa-Magazin „Euroblick“. Von 2015 bis 2020 leitete Natalie Amiri das ARD-Büro in Teheran.
„Offen für Vielfalt“ – Kasseler Bündnis für Vielfalt und gegen Ausgrenzung
Der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ wird mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis für ihren Einsatz für Demokratie und Offenheit geehrt. Das Bündnis von mehr als 35 regionalen Organisationen, Vereinen, Institutionen und Unternehmen setzt sich in Kassel und Nordhessen für Vielfalt, Respekt und die demokratischen Werte ein und macht sich gegen jegliche Ausgrenzung von Menschen in der Gesellschaft und Arbeitswelt stark.
„Die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ steht für mehr als bloße Worte: Sie fördert durch konkrete Projekte, Veranstaltungen und Kampagnen den respektvollen Dialog und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft. Sie leistet einen bedeutenden Beitrag dazu, Vielfalt als Bereicherung und Chance zu begreifen. Mit Aktionen wie dem Wettbewerb ‚Vielfalt-Verstärker‘ und dem ‚Demokratie-Mobil‘ bringt sie ihre Botschaft direkt in die Öffentlichkeit und zeigt klar Haltung für eine offene und tolerante Gesellschaft. Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Kassel erinnert die Initiative jährlich mit einer Plakat- und Anzeigenkampagne sowie mit einer Gedenkveranstaltung in der Kasseler Martinskirche an die Ermordung Walter Lübckes und an seinem unermüdlichen Engagement für eine offene und tolerante Gesellschaft und gegen rechtsextreme Hetze. Der Rechtsextremismus ist die größte Bedrohung für unsere Demokratie. Der feige Mord an Walter Lübcke hat auf dramatische Art und Weise deutlich gemacht, zu welchen Taten Rechtsextremisten fähig sind. Ich habe die Initiative im gemeinsamen Kampf gegen Hasskriminalität kennengelernt und konnte mich selbst von ihrem Engagement für eine demokratische Kultur überzeugen. Sie sind ein unverzichtbarer Partner für eine friedliche und vielfältige Gesellschaft. Ihre wichtige Arbeit für Vielfalt und gegen Ausgrenzung macht die Initiative zu einem würdigen Preisträger des Walter-Lübcke-Demokratie-Preises 2024“, betonte der Innenminister.
Darmstädter Geschichtswerkstatt leistet wichtige Arbeit zur Stärkung von Frieden und Demokratie
Anfang der 1980er Jahre wurde die Darmstädter Geschichtswerkstatt von Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern des Instituts für Geschichte an der Technischen Hochschule Darmstadt gegründet. Heute wird die Institution, die sich mit Hingabe und Leidenschaft für das Bewahren und Vermitteln unserer Geschichte einsetzt, mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis ausgezeichnet. Ziel war und ist die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der „kleinen Leute“ und der Minderheiten, aber auch der Geschichte vor Ort und der Alltagsgeschichte. Die Auswirkungen überregionaler Ereignisse in der regionalen Erfahrungswelt sollten sichtbar und nachvollziehbar gemacht werden. Thematische Schwerpunkte sind der Nationalsozialismus und die Industrie- und Alltagsgeschichte.
„Die Geschichtswerkstatt Darmstadt ist ein lebendiger Raum der Auseinandersetzung, des Dialogs und der aktiven Erinnerung. Sie ist auch ein Ort, an dem Geschichte nicht nur in abstrakten Konzepten, sondern durch konkrete Erlebnisse und Geschichten der Menschen erfahrbar gemacht wird. Durch ihre vielfältigen Projekte, Ausstellungen und Veranstaltungen ermöglicht die Geschichtswerkstatt, dass Menschen nicht nur von der Geschichte lernen, sondern auch aktiv an ihrer Aufbereitung und Vermittlung teilnehmen können. Dies fördert nicht nur das historische Bewusstsein, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl und das Verständnis für die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Erfahrungen, die unsere Gesellschaft prägen. Die Arbeit der Darmstädter Geschichtswerkstatt mit ihrer inklusiven Erinnerungskultur ist gerade in Zeiten von Krieg und wiederaufkeimenden Antisemitismus ein wichtiger Bestandteil zur Stärkung von Frieden, Demokratie und Offenheit Ihr Engagement, das Bewusstsein für die Auswirkungen von Geschichte zu schärfen und das Verständnis füreinander zu fördern, macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft und ist dadurch ein würdiger Preisträger des Walter-Lübcke-Demokratie-Preises“, erklärte Innenminister Roman Poseck anlässlich der Laudatio.
Abschließend dankte der Minister den Preisträgerinnen und Preisträgern für ihren Einsatz für unsere Demokratie und führte aus: „Natalie Amiri, die „Initiative Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ und die Darmstädter Geschichtswerkstatt sind Vorbilder in unserer Gesellschaft. Ihr Engagement verdient höchste Anerkennung und Respekt.“
Hintergrund
Der Walter-Lübcke-Demokratie-Preis wird von der Hessischen Landesregierung gestiftet, um an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke im Juni 2019 zu erinnern. Der Preis wird in der Regel alle zwei Jahre vom Hessischen Ministerpräsidenten verliehen. Im Jahr 2020 wurde der Bürgerpreis erstmals an Robert Erkan, der sich um die Betreuung der Hinterbliebenen der Opfer des Hanauer Anschlags verdient gemacht hatte, die Journalistin Dunja Hayali und das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. vergeben. Im Jahr 2022 zeichnete Hessens Ministerpräsident Boris Rhein die Journalistin Katrin Eigendorf und die Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis aus.
Nominiert werden können Bürgerinnen und Bürger sowie Gruppen und Vereinigungen, die sich vorbildlich für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einsetzen. Der Preis wird in Form eines silbermetallfarbigen, asymmetrischen, dreidimensionalen Sterns verliehen, der auf einem Sockel auf Waldecker Holz ruht.