Heimatschutzminister Roman Poseck im Gespräch mit Verantwortlichen der Übung bei einem Rundgang im Einsatzszenario „Zugunglück“ am Hauptbahnhof Kassel

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Bevölkerungsschutzgroßübung in Kassel

Roman Poseck: „Hier wird unter realistischen Bedingungen geübt, werden Abläufe, Kommunikationswege und Technik getestet, um auf den Krisenfall möglichst optimal vorbereitet zu sein.“

Heimatschutzminister Roman Poseck hat die 3. Bundesübung des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) besucht, die in Kassel unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Boris Rhein vom 27. bis 29. Juni stattfindet. Zu der alle drei Jahre stattfindenden Übung kommen Einsatzkräfte des ASB aus ganz Deutschland zusammen. Mehr als 600 Einsatzkräfte und rund 200 Einsatzfahrzeuge aus Deutschland und dem Ausland üben dieses Jahr drei Tage lang die Szenarien Zugunglück (am Hauptbahnhof Kassel), Bootsunglück (Kentern eines Bootes in einem Seitenarm der Fulda) und Vermisstensuche (Absturz eines Heißluftballons im Bereich der Waldlichtung „Hessenschanze“). Insgesamt wirken an der Übung, bei der auch ein mobiles Behelfskrankenhaus und zwei Kassler Krankenhäuser eingebunden sowie Partnerorganisationen aus dem In- und Ausland eingeladen sind, rund 1.000 Personen mit.

Nach einem Rundgang beim größten Einsatzszenario „Zugunglück“ am Hauptbahnhof Kassel und einer Begrüßungsrede vor Gästen aus Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr, Behörden, Politik und Wissenschaft sagte Heimatschutzminister Roman Poseck: „Hessen ist im Bereich Katastrophenschutz gut aufgestellt und auf etwaige Krisen und größere Unglückslagen vorbereitet. Davon konnte ich mich bei meinem Besuch der 3. Bundesübung des Arbeiter-Samariter-Bundes in Kassel wieder einmal überzeugen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Einsatzkräfte aus den Bereichen Rettungs-, Sanitäts- und Betreuungsdienst im Falle eines Zugunglücks mit einer großen Zahl von Verletzen Hand in Hand zusammenwirken, um Hilfe zu leisten. Solch großangelegten, organisationsübergreifenden Übungen sind von essentieller Bedeutung, damit im Ernstfall das Zusammenspiel der Einsatzkräfte verschiedener Bereiche und Organisationen mit regionalen Akteuren, wie hier in Kassel zwei Krankenhäuser, möglichst reibungslos funktioniert. Fehler dürfen und sollen passieren, so zeigt sich, was gut läuft und sich bewährt und wo es noch Optimierungspotenziale gibt. Dafür wird unter realistischen Bedingungen geübt, werden Abläufe, Kommunikationswege und Technik getestet, um auf den Krisenfall möglichst optimal vorbereitet zu sein.

Unverzichtbare Säule im hessischen Katastrophen- und im Bevölkerungsschutz

Ich bin dem ASB um seinem Vorsitzenden Knut Fleckenstein deshalb sehr dankbar, dass solche Übungen wie die Bundesübung regelmäßig stattfinden. Wir, die Hessische Landesregierung, sind sehr dankbar, den ASB mit Einsatzkomponenten für Sanitätsdienste, Betreuungseinheiten oder die Versorgungslage und seine rund 400 Einsatzkräfte hierzulande an unserer Seite zu haben. Der ASB ist eine unverzichtbare Säule im hessischen Katastrophen- und im Bevölkerungsschutz. Allen beteiligten Einsatzkräften der 3. Bundesübung des ASB und weiterer Organisationen aus dem In- und Ausland sowie den Organisatoren und Unterstützern im Hintergrund danke ich von Herzen für ihr herausragendes Engagement und ihre Bereitschaft bei Unfällen, Naturkatastrophen und Krisen für die Gemeinschaft einzustehen. Dieses Engagement ist beispielgebend und inspiriert vielleicht auch andere, sich ehrenamtlich im Katastrophenschutz einzubringen.“

Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes ergänzte Roman Poseck: „Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in Europa verändert. Bereits heute sehen wir hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe oder Sabotageakte, die auch verdeutlichen, wie verletzlich und abhängig moderne, digital vernetzte Gesellschaften sein können. In solchen Krisenszenarien würden gegeben falls auch Abläufe, Verfahren und Prozesse zum Tragen kommen, die in Kassel geübt wurden. Der Bund, der für den Zivilschutz und die Zivile Verteidigung zuständig ist, und die Länder, die den Katastrophenschutz verantworten, müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, damit der Bevölkerungsschutz in der neuen Zeit ankommt. Hessen hat sich zum Beispiel im Rahmen der Innenministerkonferenz dafür eingesetzt, dass die Bundesregierung die entsprechenden Mittel bereitstellt, um notwendige Strukturen im Zivil- und Katastrophenschutz und der Zivilen Verteidigung wiederaufzubauen. Hier ist Hessen bereits vorangegangen und hat seit 2008 rund 100 Millionen Euro in den Katastrophenschutz investiert. Der Bund hat hier mit der beschlossenen Ausnahme für zusätzliche kreditfinanzierte Investitionen des Bundes in unsere Verteidigung und dem Infrastruktur-Sondervermögen Möglichkeiten geschaffen, die es nun sinnvoll zu nutzen gilt. Wichtig wird aber auch, dass wir die Themen Krisenvorsorge sowie Eigenverantwortung und Selbsthilfe stärker in den Fokus nehmen, denn Zivil- und Katastrophenschutz sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Als Hessische Landesregierung werden wir alles daransetzen, damit der Katastrophenschutz als Bestandteil des Bevölkerungsschutzes auch in Zukunft fit ist für die Herausforderungen der Zukunft.“

Land investiert in Katastrophenschutz und unterstützt Hilfsorganisationen

Der Brand- und Katastrophenschutz ist die Basis des integrierten und aufwuchsfähigen Hilfeleistungssystems in Deutschland. Die Kommunen statten mit finanzieller Unterstützung des Landes die Feuerwehren aus und stellen diese so auf, dass sie ihre Aufgaben im Brandschutz und der Allgemeinen Hilfe, also beispielsweise bei Verkehrsunfällen, erfüllen können. Bei lokalen und regionalen Großschadenslagen, beispielsweise größeren Unwettern, Hochwasser, Sturm oder auch Erdbeben, wird der Katastrophenschutz tätig, für den in Deutschland die Länder zuständig sind.

In Hessen ist der Katastrophenschutz im Gegensatz zum Brandschutz eine Aufgabe des Landes, der Landkreise und der kreisfreien Städte. Die Feuerwehren sind wesentlicher Teil des Katastrophenschutzes. Hinzu kommen Helferinnen und Helfer der sogenannten „weißen“ Einheiten, zu denen der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) sowie der Malteser Hilfsdienst (MHD) zählen. Ergänzend kann seitens des Bundes das Technische Hilfswerk (THW) bei Einsatzlagen unterstützen. Der Bevölkerungsschutz beschreibt als Oberbegriff alle Aufgaben und Maßnahmen der Länder im Katastrophenschutz sowie des Bundes im Zivilschutz.

Feuerwehren, Hilfsorganisationen und das THW arbeiten über die Organisationsgrenzen hinweg Hand in Hand zusammen und verfolgen engagiert das eine Ziel: Menschen in Not kompetent und schnell Hilfe zu leisten. In Hessen sind rund 23.000 Ehrenamtliche in mehr als 680 Einheiten sowie über 3.300 Einsatzkräfte des THW aktiv.

Das Land Hessen investiert wie kaum ein anderes in die Ausstattung des Katastrophenschutzes und hat so im Rahmen einer Ausstattungsoffensive Fahrzeuge im Gesamtwert von rund 100 Millionen Euro bereitgestellt. Die Zahl der Landesfahrzeuge im Katastrophenschutz konnte so seit 2008 von 278 auf knapp 900 mehr als verdreifacht werden. Hiervon sind 26,5 Millionen Euro in die Ausstattung der Sanitäts- und Betreuungszüge sowie mehr als 2,5 Millionen Euro in die Ausstattung der Wasserrettungseinheiten geflossen. Umfangreiche weitere Beschaffungsmaßnahmen des Landes Hessen werden auch in den nächsten Jahren weiter folgen. Rund 3,4 Millionen Euro investiert die Hessische Landesregierung in die Förderung des Ehrenamtes im Brand- und Katastrophenschutz, wovon deutlich mehr als zwei Millionen Euro in die Auszahlung der Anerkennungsprämie für langjährige Einsatzkräfte im Brand- und Katastrophenschutz fließen.

Als wichtige Partner im Katastrophenschutz setzt das Land Hessen auf eine kontinuierliche, finanzielle Unterstützung der Hilfsorganisationen. Wie in den Jahren zuvor wurden den Landesverbänden der Hilfsorganisationen im Jahr 2025 Zuwendungen zur Durchführung der Landesausbildung im Katastrophenschutz an organisationseigenen Schulen, für die Persönliche Ausstattung der Helferinnen und Helfer der Katastrophenschutzeinheiten, für die Verwaltungskosten im Katastrophenschutz sowie Lottomittel für die Durchführung kleinerer Baumaßnahmen und Ausrüstungsgegen-stände gewährt, und zwar insgesamt in Höhe von rund 660.000 Euro. Der ASB Landesverband Hessen hat davon rund 40.000 Euro erhalten (Helfersoll). Hinzu kommen weitere Unterstützungsleistungen wie Unterhaltungspauschalen für die landeseigenen Fahrzeuge bei den Hilfsorganisationen und Haushaltsmittel für die Wartung und Instandhaltung der landeseigenen Fahrzeuge.

Hintergrund zur 3. ASB-Bundesübung

Neben den eingeladenen Hilfsorganisationen (DLRG, DRK, JUH und MHD) unterstützt der Landesrettungsverein „Weißes Kreuz“, eine auf Rettungsdienste und Gesundheitsdienste spezialisierte italienische Organisation mit Sitz in Bozen (Südtirol), die Übung mit mehr als fünf Krankentransportwagen. Hintergrund ist eine enge Partnerschaft zwischen dem ASB und dem „Weißen Kreuz“, die sich in gemeinsamen Einsätzen und gegenseitiger Unterstützung zeigt, beispielsweise bei der Rückholung von Verletzten aus dem Ausland. Weiterhin wird das THW im Bereich des Bereitstellungsraum bei der Messe Kassel in die Übung mit eingebunden. Dort ist der Startpunkt der teilnehmenden Einheiten in die drei Einsatzszenarien im Kasseler Stadtgebiet.

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