Innenminister Roman Poseck hat im Bürgerhaus Ginsheim ein Grußwort anlässlich der Veranstaltungseröffnung gehalten und erklärt: „Die neue Landesregierung steht für einen klaren Kurs in der inneren Sicherheit und nimmt dabei insbesondere die Schwächsten und Schutzwürdigsten in den Blick. Deshalb hat der Kampf gegen Kindesmissbrauch und gegen die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie für die schwarz-rote Landesregierung höchste Priorität. Wir setzen dabei auf die 300 Ermittlerinnen und Ermittler der Besonderen Aufbauorganisation FOKUS, die seit drei Jahren noch zielgerichteter und unter Ausschöpfung aller taktischen und rechtlichen Mittel gegen Sexualstraftäter und den Besitz von Kinderpornografie vorgeht. In dem Zeitraum von Oktober 2020 bis Dezember 2023 wurden durch die BAO FOKUS mehr als 5.600 Durchsuchungen durchgeführt, 84 Haftbefehle vollstreckt, mehr als 2300 Beschuldigte erkennungsdienstlich behandelt und über 78.000 Datenträger sichergestellt. Daran wollen wir auch in den kommenden Jahren anknüpfen und die Maßnahmen weiter intensivieren. Mittlerweile ist die Arbeit der FOKUS Teil der Regelorganisation der sieben hessischen Polizeipräsidien und des Hessischen Landeskriminalamts (HLKA). Damit unterstreichen wir, dass es bei der hessischen Polizei kein Nachlassen beim Kampf gegen Kindesmissbrauch gibt. Leider zeigen auch die Zahlen die Notwendigkeit dieser Anstrengungen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2023 hat es einen erneuten Anstieg um 16,7 Prozent auf insgesamt 3.936 Fälle bei der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz und der Herstellung von Kinderpornografie gegeben. Um noch konsequenter vorzugehen, braucht es auch moderne Ermittlungsmethoden, wie die begrenzte Speicherung von IP-Adressen, um Kinder und Jugendliche wirkungsvoller zu schützen. Die hessische Landesregierung wird alles daransetzen, die Möglichkeit zur Speicherung von IP-Adressen voranzutreiben sowie rechtliche und tatsächliche Grundlagen für die Nutzung künstlicher Intelligenz zur Bekämpfung von Verbrechen zu schaffen, insbesondere bei der Auswertung von sichergestellten Datenträgern.
Präventionsveranstaltungen im ganzen Land
Neben der konsequenten Verfolgung und Ahndung von Straftaten leistet auch die Präventionsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung dieser schrecklichen Taten. Es ist daher das richtige Signal, dass wir mit der Auftaktveranstaltung zur #AKTION SCHUTZSCHILD weitere Präventionsveranstaltungen in ganz Hessen zu diesem wichtigen Thema durchführen. Bei der Prävention kommt es auf ein gutes Zusammenspiel von allen Beteiligten an. Den pädagogischen Fachkräften, die tagtäglich im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen stehen, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und für ihr Engagement im Kampf gegen Kindesmissbrauch.“
Björn Gutzeit, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Südhessen ergänzte: „Ich freue mich, dass die vom Polizeipräsidium Südhessen initiierten Maßnahmen im Rahmen der Kampagne 'Brich Dein Schweigen‘ nun in ganz Hessen angekommen sind. Sie stellen eine hervorragende Ergänzung zu den bereits bestehenden Aktivitäten zu diesem wichtigen Thema in Hessen dar. Gemeinsam stellen wir uns dem Kampf gegen sexuellen Missbrauch an den Schwächsten unserer Gesellschaft.“
Der Landrat des Kreises Groß-Gerau, Thomas Will und Stadträtin Susanne Redlin von der gastgebenden Stadt Ginsheim-Gustavsburg machten deutlich, dass sie es als eine Selbstverständlichkeit ansehen, die Anstrengungen der hessischen Polizei zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auch weiterhin zu unterstützen und zeigten sich zuversichtlich, dass es mit vereinten Kräften gelingen kann, in der Gesellschaft noch mehr Sensibilität für dieses wichtige Thema zu schaffen.
Kampagne soll Bewusstsein schärfen
Zu den Zielen der Kampagne „Brich Dein Schweigen - Hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht" zählen die gesellschaftliche Enttabuisierung des Themas, die Früherkennung, der Abbau von Hemmschwellen auf dem Weg zur Beratung, das Bekanntmachen und Erweitern von Hilfsangeboten sowie die Verunsicherung und Identifizierung von Tätern, denn der beste Opferschutz besteht darin, Straftaten erst gar nicht geschehen zu lassen.
Die pädagogischen Fachkräfte, Lehrkräfte und Kindertagespflegepersonen wurden im Rahmen der Veranstaltung anschließend von den Expertinnen und Experten unter anderem über aktuelle Erkenntnisse zur Thematik informiert und hinsichtlich Täterstrategien sensibilisiert. Insbesondere Formen von sexualisierter Gewalt sowie die Fragen "Wer sind die Betroffenen?" sowie "Wer sind die Täter und wie gehen sie vor?" standen hierbei im Vordergrund. Aber auch die Auswirkungen von sexualisierter Gewalt sowie die Fragestellungen "Was kann ich tun, wenn sich mir ein Kind anvertraut?" und "An wen kann ich mich wenden, wenn ich unsicher bin oder sexualisierte Gewalt vermute?", wurden thematisiert. Hinweise zu präventiven Empfehlungen der Polizei, verfügbaren Qualifizierungs- und Unterstützungsangeboten, Schutzkonzepten sowie der Vorstellung der Jugendhilfe des Kreises Groß-Gerau und der Beratungsstelle „Wildwasser“ rundeten das Informationsangebot für die Teilnehmenden ab.