Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarethe Ziegler-Raschdorf, war zu Gast beim Bundesverband der Landsmannschaft Weichsel-Warthe (LWW), der nach zweijähriger pandemiebedingter Pause unter Leitung des Bundeskulturreferenten, Bundessprechers und Historikers Dr. Martin Sprungala zu seiner Bundesvorstandssitzung im Bonifatiushaus, dem Sitz der Katholischen Akademie des Bistums, in Fulda zusammentraf. Die daran anschließende Bundeskulturtagung stand unter dem Leitwort: „Was von den Deutschen des Vorkriegspolen aus Polen und der Ukraine geblieben ist. Nicht nur Gräber, auch kulturelle Spuren und völkerverständigende Freundschaften bis heute“.
In ihrem Grußwort würdigte die Landesbeauftragte insbesondere die wichtige Arbeit der LWW und deren Brückenfunktion im Sinne von Verständigung und Aussöhnung: „Es ist bezeichnend, dass seitens des LWW-Bundesverbandes schon im Jahr 1961 die Arbeit der LWW unter das Motto ´Brücke der Verständigung` zwischen Deutschen und Polen gestellt wurde. Im Namen der Hessischen Landesregierung danke ich allen Mitgliedern und Leitungspersönlichkeiten der LWW, ganz besonders und stellvertretend dem Bundessprecher Dr. Martin Sprungala für Ihren ausdauernden Einsatz, Ihre Treue und ihr langjähriges Bekenntnis zur LWW.“ Dass der Grundgedanke von Verständnis und Aussöhnung nichts von seinem Gewicht verloren habe, zeige uns die Gegenwart extrem deutlich mit dem brutalen, völkerrechtswidrigen, menschenverachtenden Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine. Ziegler-Raschdorf äußerte dazu in ihrem Grußwort: „Ich bin mit großer Überzeugung zutiefst dankbar, dass sich die LWW und alle Vertriebenenverbände in all den vergangenen Jahrzehnten der oft widerfahrenen Ablehnung als ´ewig-gestrig`, ´überholt` und ´rückwärtsgewandt` nicht haben beirren lassen, sondern beharrlich und mit Ausdauer an ihr Vertreibungsschicksal erinnert haben – weil es wichtig war und ist, das, was damals passiert ist, nicht zu vergessen. Sie sind die ´Wächter der Erinnerung` gewesen und geblieben, die mit Festigkeit einem nivellierenden und relativierenden Zeitgeist widerstanden haben – viel gescholten, oft missverstanden und offen abgelehnt. Heute bekommen Sie endlich Recht in der Beurteilung Ihres Wirkens und damit hoffentlich am Ende des Tages auch das Verständnis, das Sie für Ihre Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit wirklich verdienen.“
Wurzeln zwischen Weichsel und Warthe
Die LWW hat eine besondere Beziehung zur Ukraine, denn in ihren Reihen sind die Mitglieder, deren Wurzeln in Wolhynien und Galizien liegen, heute Teil der Ukraine. Zur Bundeskulturtagung konnten zahlreiche Gäste, Referentinnen und Referenten aus Polen und auch der Ukraine sowie der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, begrüßt werden. Bundessprecher Dr. Sprungala selbst gab in seinem Vortrag „Das neu entdeckte Land: die Ukraine“ einen historischen Abriss zur Ukraine.
Im Rahmen der Bundeskulturtagung konnte die mit großem Interesse erwartete Internetseite der LWW vorgestellt werden, die neue Möglichkeiten der Kommunikation und Außendarstellung eröffnet, über die historischen und kulturellen Wurzeln der Region zwischen Weichsel und Warthe und die Arbeit der Landsmannschaft und ihrer Gliederungen zu informieren. Wie die Landesbeauftragte erklärte, habe sie das Vorhaben Website gerne unterstützt, da sie es in der heutigen Zeit für unabdingbar halte, auch auf digitalem Wege zu kommunizieren. Sie erinnerte daran, dass das Land Hessen im Jahr 1980 die Patenschaft über die LWW übernommen habe, den Verband institutionell fördere und damit seine Arbeit sicherstelle.