Auftraggeber des Infoportals „Russlanddeutsche in Hessen“ ist die IDRH, ein Zusammenschluss der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LMDR) – Landesgruppe Hessen und der Deutschen Jugend aus Russland in Hessen (DJR-Hessen e.V.). Entwickelt wurde das Portal vom renommierten „Institut für digitales Lernen“ in Zusammenarbeit mit der „Digitale Lernwelten GmbH“, die beide in Eichstätt ansässig sind. „Mit diesem Portal ist ein großes und wichtiges Ziel erreicht, für unseren Themenbereich bedeutet es einen Quantensprung! Ich freue mich, dass die Realisierung des Infoportals aufgrund der im letzten Jahr 2020 erfolgten Mittelerhöhung im Bereich der Spätaussiedlerintegration mit Förderung des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport ermöglicht werden konnte. Wir eröffnen damit neue, verlässliche Wege der Information und in der Bildungsarbeit“, machte die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler deutlich. Wie sie betonte, richte sich das Infoportal keineswegs nur an Russlanddeutsche selbst, sondern stehe vor allen Dingen und selbstverständlich allen geschichtsinteressierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung, um einen umfassenden Überblick über das vielfältige, schwere Schicksal und die reiche Kultur der Deutschen zu erhalten, die aus Russland und der ehemaligen Sowjetunion als Aussiedler und Spätaussiedler zu uns gekommen sind. Auch für den Schulunterricht solle es eine bedeutende Unterrichtshilfe darstellen.
Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in moderner und zeitgemäßer Form
Johannes Grapentin, Geschäftsführer der „Digitale Lernwelten GmbH“, war zur feierlichen Freischaltung des Portals nach Wiesbaden gekommen und gab eine Einführung und erste Übersicht zu den Inhalten und Möglichkeiten des Infoportals „Russlanddeutsche in Hessen“. In 11 Kapiteln präsentiert das Portal Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in moderner und zeitgemäßer Form. Es verwendet Erklär-Filme, Videos, Fotos und Informationskacheln zu Begriffen und Schlüsselereignissen, außerdem bietet es eine interaktive Plattform für gezielte Bildungsarbeit des Auftraggebers IDRH. „Mit diesem Portal ist uns ein großer Sprung gelungen, nämlich eine interaktive Informations- und Arbeitsplattform zu schaffen, die im Bereich der Integration von Spätaussiedlern zielgruppenspezifisch digital-multimediale Projektarbeit ermöglicht“, erklärte die Landesbeauftragte. Das Jahr 2021 stünde für die Russlanddeutschen ganz im Zeichen des 80. Jahrestages des Erlasses des Obersten Sowjets „Über die Umsiedlung der in den Rayons des Wolgagebiets lebenden Deutschen“ – auch bekannt als Stalin-Erlass vom 28. August 1941. Um im Rahmen der Patenschaft des Landes Hessen über die Wolgadeutschen gerade anlässlich dieses 80. Jahrestages das besondere Schicksal der Russlanddeutschen zu würdigen, sei es der Hessischen Landesregierung und ihr als Landesbeauftragte wichtig, dieses Infoportal der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, betonte Margarete Ziegler-Raschdorf in ihrer Begrüßung.
Die Geschäftsführerin der IDRH gGmbH, Albina Nazarenus-Vetter, berichtete von der immensen Vorbereitungsleistung ihres Teams für das Informationsportal. „Das zur Verfügung gestellte Material ist frei zugänglich und nutzbar. Es kann und soll auch von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen – gerne auch in Kooperation mit der IDRH – genutzt werden. Denn dies ist tatsächlich der Markenkern dieses Portals, welches nicht nur der reinen Information dient, sondern auch der interaktiven Nutzung.“ Im Rahmen der Freischaltung konnte IDRH-Geschäftsführerin Albina Nazarenus-Vetter den anwesenden Gästen auch das Projekt der Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen „80 Jahre Deportation. Wir erinnern uns“ vorstellen. Dabei berichtet die Erlebnis-, Kinder- und Enkelgeneration mit Fotos, Videos, geschriebenen und gesprochenen Texten oder auch musikalischen Beiträgen über das Vertreibungs- und Deportationsschicksal der Familienangehörigen.
Identität stärken und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe leisten
Der Bundes- und Landesvorsitzende Hessen der LMDR, Johann Thießen, gab seiner großen Freude über die Freischaltung des Digitalportals Ausdruck und betonte in seinem Grußwort die immense Bedeutung, die das Portal für das Verständnis der Belange der Russlanddeutschen haben werde. „Das Infoportal soll nicht nur gebündelte Informationsangebote liefern, sondern vor allem die Deutschen aus Russland in Hessen in ihrer Identität stärken und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe leisten.“
„Als Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler ist es mir besonders wichtig, zum 80. Jahrestag der Deportation an das schwere Schicksal der Deutschen aus Russland zu erinnern, die aufgrund des Einladungsmanifestes Katharinas der Großen ab 1763 vorwiegend aus Hessen nach Russland ausgewandert sind. Viele Menschen wissen darüber wenig bis nichts. Mit diesem Portal möchte die IDRH diesen Teil unserer Geschichte nicht nur den jüngeren Russlanddeutschen selbst ins Gedächtnis rufen, sondern alle Bürgerinnen und Bürger über diesen Teil unserer deutschen Geschichte informieren. Denn eines ist klar: die Geschichte der Deutschen aus Russland ist ein Teil unserer gesamtdeutschen Geschichte. Gemeinsam mit der IDRH und dem Institut für digitales Lernen lade ich alle herzlich ein, sich das vielseitige, umfassende, gut gegliederte und leicht zu navigierende Portal ‚Russlanddeutsche in Hessen‘ zu erschließen“, so Margarete Ziegler-Raschdorf in ihrem Schlusswort.