Angesichts der bevorstehenden Sommermonate hat Innenminister Peter Beuth die Leistungsfähigkeit der kommunalen Feuerwehren bei der Bekämpfung von Waldbränden hervorgehoben und die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, beim Spaziergang in Waldgebieten achtsam zu sein.
„Grundsätzlich ist die Beschaffenheit der Wälder in Hessen nicht vergleichbar mit anderen Regionen, etwa trockenen Gebieten im Mittelmeerraum. Dennoch kann es in den Sommermonaten auch in Hessen zu Waldbränden kommen, weshalb die Hessische Landesregierung die Feuerwehren im Kampf gegen Waldbrände in den vergangenen Jahren mit neuen Einsatzmitteln deutlich gestärkt hat. Hessen ist auf großflächige Waldbrände bestmöglich vorbereitet. Neben abgestimmten Waldbrand-Alarmpläne und Einsatzkarten, die hessenweit kurze Reaktionszeiten gewährleisten, können sich die Bürgerinnen und Bürger auch auf das dichte Netz an Brandschützern in unserem Land verlassen. Ihnen gilt unser aller Dank, denn durch das beherzte Eingreifen unserer Feuerwehren konnten bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Waldbrände in Hessen schnell und erfolgreich bekämpft und größere Schäden verhindert werden. Wir sind uns der Belastung für unsere Brandschützer bewusst und bitten alle Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Wochen und Monaten um rücksichtvolles und umsichtiges Verhalten, um das Waldbrandrisiko zu minimieren. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann durch achtsames Verhalten dazu beitragen, dass Wald- und Vegetationsbrände erst gar nicht entstehen“, appelliert Innenminister Peter Beuth.
Im vergangenen Jahrzehnt kam es insbesondere in den trockenen Sommermonaten 2015 (124 Waldbrände, 12,3 Hektar) und 2018 (139 Waldbrände, 16,2 Hektar) zu einer sehr hohen Anzahl von Waldbränden. Während hessische Brandschützer 2019 insgesamt rund 80 Mal ausrücken mussten, wurden im Jahr 2020 insgesamt 102 und im Jahr 2021 29 Waldbränden in Hessen gezählt. Im vergangenen Jahr 2022 wurde in Hessen mehr als 264 Waldbrände registriert und damit ein neuer Negativrekord erreicht. Die abgebrannte Fläche betrug dabei rund 122 Hektar. In diesem Jahr kam es bisher zu rund 40 Waldbränden, bei denen eine Fläche von etwa zwölf Hektar von den Einsatzkräften gelöscht werden musste. Statistisch erfasst werden unter dem Begriff „Waldbrand“ alle Einsätze, bei denen die Feuerwehr aufgrund eines „Brandes eines Waldes, Feldes oder einer Wiese mit der Gefahr der weiteren Ausdehnung“ alarmiert wurden.
Einsatz aus der Luft: Hessen bei Luftunterstützung mit Bayern Vorreiter
Bei einer Waldbrandgefahrenlage, zu der es in diesem Sommer bislang häufiger kam, erfolgt durch den Forstbereich eine ständige Überwachung der Waldgebiete, die bei Bedarf durch eine Beobachtung aus der Luft durch die hessische Polizeifliegerstaffel ergänzt wird. In Hessen ist dieser unterstützende Einsatz zur präventiven Beobachtung sowie dann auch zur Brandbekämpfung aus der Luft in einem Sonderschutzplan geregelt, der alle wichtigen Verfahrensschritte von der Anforderung eines Hubschraubers der Landes- oder Bundespolizei bis hin zur Einsatzstellenorganisation beinhaltet. Tritt ein großflächiger Waldbrand auf, stehen die Hubschrauber der hessischen Polizeifliegerstaffel in Egelsbach zur Verfügung, die mit Löschwasser-Außenlastbehältern des Hessischen Katastrophenschutzes, sogenannten Bambi-Buckets (Fassungsvermögen 800 Liter), ausgestattet werden können. Je nach Waldbrandlage kann zusätzlich die Bundespolizei-Fliegergruppe mit Bambi-Buckets (Fassungsvermögen 2000 Liter) zum Einsatz gebracht werden. Seit Beginn der Kooperation mit den Polizei-Fliegerstaffeln wurden in Hessen insgesamt 1.250 Abwürfe von Löschwasser bei Waldbränden durchgeführt. Ein Abwurf umfasst dabei je nach Fassungsvermögen der Bambi-Buckets zwischen 800 und 1.600 Litern Wasser. Bis auf die Länder Hessen und Bayern gibt es bislang in Deutschland keine weiteren Bundesländer mit entsprechenden Konzepten zur Luftunterstützung durch Polizei-Fliegerstaffeln.
Einsatz am Boden: Landkreise und kreisfreie Städte erhalten neue Spezialfahrzeuge
Um den Einsatz der Luftunterstützung am Boden vorbereiten zu können, stellt das Land Hessen den Feuerwehren im Zuge der Ausstattungsoffensive für den Katastrophenschutz dezentral vier sogenannte „Abrollbehälter-Waldbrandbekämpfung“ zur Verfügung, die mit den erforderlichen Geräten, wie z.B. einem 35.000 Liter Wasserbehälter zur Befüllung der Bambi-Buckets, ausgestattet sind. Hierfür wurden vom Land eine Million Euro investiert. Der faltbare Löschwasserbehälter (35.000 Liter), die Außenlastbehälter für Hubschrauber (2.000 Liter), sowie das Schlauchmaterial können durch das Abrollbehältersystem schnell an den jeweiligen Einsatzort gebracht werden. Diese vier Sondereinsatzmittel sind bundesweit einmalig.
Um die Konzeption der bodengebundenen Waldbrandbekämpfung abzurunden, befinden sich derzeit 26 geländegängige Spezialfahrzeuge (Gerätewagen-Logistik Katastrophenschutz) mit einem Gerätemodul zur Waldbrandbekämpfung kurz vor der Auslieferung. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt wird ein solches Fahrzeug erhalten, das zusätzlich mit weiteren Modulen zum Hochwasserschutz und für Evakuierungszwecke ausgestattet wird. Das Investitionsvolumen des Landes für diese Maßnahme liegt hier allein bei insgesamt 21 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um die größte Einzelbeschaffungsmaßnahme in der Geschichte des hessischen Katastrophenschutzes.
„Die neuen Spezialfahrzeuge werden unseren tüchtigen Brandschützerinnen und Brandschützern unter anderem bei der Bekämpfung von Waldbränden wichtige Dienste leisten. Sie sind ein weiterer Beleg der Ausstattungsoffensive des Landes und die Unterstützung der Kommunen. Seit 2008 hat die Landesregierung mehr als 75 Millionen Euro in die Ausstattung des Hessischen Katastrophenschutzes investiert. Damit konnte die Zahl der Landesfahrzeuge von 278 auf über 700 mehr als verdoppelt werden. Die Helferinnen und Helfer verfügen nunmehr über die umfassendste und modernste Ausstattung in der Geschichte des Hessischen Katastrophenschutzes, der damit bundesweit eine Spitzenposition einnimmt“, so Innenminister Peter Beuth.
Die neuen hochgeländefähigen 26 Gerätewagen-Logistik Katastrophenschutz samt Modul Waldbrand (inkl. 2.600 Liter Löschwassertank, eingebauter Feuerlöschkreiselpumpe und spezieller Beladung zur Waldbrandbekämpfung) werden die Feuerwehren in die Lage versetzt, aktiv Brandbekämpfungseinsätze vom Fahrzeug aus im Gelände durchführen zu können.
Bereits 2018 mehr als 400 Waldbrandlöschsets beschafft
Bereits vor den trockenen Sommermonaten 2018 hatte das Land 426 Waldbrandlöschsets angeschafft und alle hessischen Katastrophenschutz-Löschzüge ausgestattet. Sie bestehen unter anderem jeweils aus einer Rucksackspritze mit 19 Litern Löschwasserinhalt mit Handpumpe, drei D-Strahlrohren, drei Längen (20m) D-Druckschlauch und einem Kugelhahnverteiler. Damit wurde die Ausstattung der Katastrophenschutz-Löschzüge sinnvoll ergänzt, die durch die Sets Glutnester gezielter bekämpfen konnten.
Rekordinvestitionen in den Brandschutz
Schließlich stehen auch moderne Feuerwehrfahrzeuge zur Verfügung. Die Hessische Landesregierung investiert bereits seit vielen Jahren mit Rekordmitteln in die Ausstattung seiner Wehren, um die wichtige Arbeit vor Ort zu unterstützen. So werden seit dem 1. Januar 2023 im Rahmen der Brandschutzförderung Löschfahrzeuge mit spezieller technischer Ausstattung zur Waldbrandbekämpfung vom Land bezuschusst. In die Brandschutzförderung investierte das Land allein im vergangenen Jahr 2022 mehr als 20 Millionen Euro und unterstützte die hessischen Kommunen so bei der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen oder bei der Umsetzung von Baumaßnahmen bei den hessischen Feuerwehren. Grundlage hierfür ist die Garantiesumme für den Brandschutz, die im Jahr 2023 auf 46 Millionen Euro erhöht worden ist. Dies kommt den hessischen Kommunen, die originär für die Sicherstellung des Brandschutzes in ihrem Ort zuständig sind, ganz unmittelbar zugute. Mit der finanziellen Förderung auf Rekordniveau werden bestmögliche Rahmenbedingungen für die wertvolle Arbeit der Feuerwehren geschaffen und gleichzeitig die Wertschätzung der Hessischen Landesregierung für die wichtige Arbeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte ausgedrückt.
„Über 70.000 ehrenamtliche Einsatzkräfte sind in 2.430 Feuerwehren in Hessen aktiv. Ihnen gilt unsere volle Unterstützung, die wir unter anderem mit Rekordmitteln für die Beschaffung neuer Fahrzeuge unterstützen. Im vergangenen Jahr haben wir 195 neue Feuerwehrfahrzeuge gefördert, davon allein 132 wasserfördernde Löschfahrzeuge. Mit mehr als 400 Waldbrandlöschsets sowie den Sondereinsatzmitteln haben wir unsere Katastrophenschutz-Löschzüge so ausgestattet, dass sie im Bedarfsfall auf modernes und spezielles Equipment zurückgreifen können“, so Innenminister Peter Beuth.
Ausbildung: Spezielle Seminare zur Waldbrandbekämpfung in der HLFS
Neben Investitionen in Ausstattung gehört auch ein umfängliches und gutes Ausbildungsangebot zum schlagkräftigen Gesamtkonzept der hessischen Feuerwehren. Zur Aus- und Fortbildung der Polizeiflugdienste und der Abrollbehälter-Waldbrand-Standorte werden gemeinsame Übungen mit den kommunalen Feuerwehren in den Landkreisen durchgeführt, um das Zusammenwirken aller Beteiligten zu erhöhen. Die Hessische Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel bietet darüber hinaus den Kameradinnen und Kameraden spezielle Seminare zur Waldbrandbekämpfung an, in denen Technik und Taktik bei einer solchen Lage gelehrt werden. Die angebotenen Lehrveranstaltungen erfreuen sich einer großen Nachfrage und finden eine gute Resonanz. Flankierend dazu hat die „Arbeitsgruppe Waldbrandbekämpfung Hessen“, die neben dem Hessischen Innenministerium und dem Hessischen Umweltministerium aus Mitgliedern der HLFS, dem Landesfeuerwehrverband Hessen, der AGBF Hessen, dem Werkfeuerwehrverband Hessen und dem Landesbetrieb Hessen Forst besteht, eine „Handlungsempfehlung zur Wald- und Vegetationbrandbekämpfung“ erstellt, die allen hessischen Feuerwehren zum Download zur Verfügung steht und sowohl als Unterlage für die Aus- und Fortbildung als auch als Praxiskompendium für den Einsatz genutzt werden kann.